Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie

2120 Beschäftigte sorgten mit Warnstreiks auf Straßen und Plätzen für viel Bewegung

10.03.2021 | 2120 Metallerinnen und Metaller im Bezirk haben unter strenger Einhaltung der Coronschutzmaßnahmen am 10. März den Arbeitgebern eine deutliche Botschaft geschickt: „Die Angleichung der Arbeitsbedingungen in Ost und West ist und bleibt unser Ziel!“ Allein in Leipzig brachten 1700 Kolleginnen und Kollegen aus dem BMW Werk ihren Protest gegen die Verweigerungstaktik der Arbeitgeber auf die Straße.

1700 Kolleginnen und Kollegen von BMW in Leipzig sorgten für Stillstand im Werk und jede Menge Verkehr rund um das Werk.

Sie demonstrierten für die Forderungen der IG Metall in der laufenden Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie.

Gut vorbereitet startete der Tross, nachdem die Bänder um 12.30 Uhr stillstanden.

Angleichung der Arbeitsbedingungen in Ost und West ist und bleibt das Ziel der IG Metall. Weithin sichtbar war es auf Transparenten in Leipzig zu lesen. Fotos (4): Peter Endig

Frostige Temperaturen in Chemnitz, nicht nur weil Schnee fiel. Die Metallerinnen und Metaller sind sauer auf die Verweigerungshaltung der Arbeitgeber.

Mit Maske und Abstand demonstrierten die Bechäftigten für ihre Forderungen. Fotos (2): IG Metall

Gewohntes Bild auf Berliner Straße seit Ende der Friedenspflicht Anfang März: Warnstreik per Autokorso

Geschmückt mit IG Metall-Fahnen und Forderungen gut sichtbar oplatziert ging es laut hupend zum Sitz des Arbeitgeberverbands am Schillertheater in Charlottenburg. Fotos (2): IG Metall

Warnstreik geht auch in der Pandemie – mit Maske und Abstand. Die Bosch Beschäftigten in Sebnitz stellten das eindrucksvoll unter Beweis.

Die Beschäftigten von Bosch sorgen sich um ihre Zukunft. Deshalb stehen Zukunftstarifverträge bei ihnen ganz oben auf der Agenda ihrer Forderungen. Fotos (2): IG Metall

Mit Maske und Abstand demonstrierten 150 Beschäftigte bei Clarios in Zwickau für ihre Forderungen in der Tarifrunde.

Vor allem die Angleichung brennt den Metallerinnen und Metallern bei Clarios unter den Nägeln. Fotos (2): Igor Pastierovic

Mit einer ersten Tarifaktion haben sich die Vertrauensleute von Koenig & Bauer in Radebeul ...

warmgelaufen für weitere Auseinandersetzungen in der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie. Fotos (2): IG Metall

Auf zwei Routen sorgten die Kolleginnen und Kollegen in Leipzig für ein erhöhtes Verkehrsaufkommen in der Stadt. Während sich draußen sehr viele Räder drehten, war es in der Produktion seltsam still, als die Frühschicht um 12.30 Uhr die Bänder stoppte. „Die Arbeitgeber stellen sich stur – drum halten wir die Spur“ lautete das Motto ihres Warnstreiks. Unter anderem für die Angleichung der Arbeitsbedingungen in Ost und West rollte mancher Pkw über das Pflaster. Ein tarifliches Angleichungsgeld, so die Forderung der IG Metall, soll endlich dazu führen, erste Schritte in der anhaltenden Ungleichheit voranzukommen.

„Unsere Forderungen sind angemessen und weisen in die Zukunft. Die Beschäftigten sind diejenigen, die durch die Krise mit Maske, Abstand und Hygieneeinhaltung oder aus dem Homeoffice die wirtschaftliche Kraft aufrechterhalten“, sagte Bernd Kruppa, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Leipzig. „Wir haben mit einem angemessenen Abschluss im März 2020 auf die differenzierte wirtschaftliche Lage reagiert. Eine Nullrunde für die Beschäftigten 2021 oder ein Mix aus Einmalzahlung und Tabellenerhöhung im Jahr 2022 und ohne Lösungsansätze in der Frage der Angleichung Ost sind keine Grundlage für einen soliden Tarifabschluss.“

Mehr Fotos vom rollenden Warnstreik der 1700 BMW-Kolleginnen und Kollegen und weitere Informationen finden sich auf der Internetseite der IG Metall Leipzig.

Frostige Stimmung bei Siemens in Chemnitz
Der Winter war zurück in Chemnitz, als 120 Frühschicht-Kolleginnen und -Kollegen der Siemens AG in Chemnitz ihre Arbeit vorübergehend niederlegten. Der Schneefall, der pünktlich zum Warnstreik nachließ, hatte den Siemenskomplex in ein frostiges Weiß getaucht – passend zur Stimmung der Beschäftigten. Die nämlich sind stinksauer, dass sich am Verhandlungstisch auch nach drei Runden noch immer nichts bewegt hat, die Arbeitgeber wie festgefroren an ihrer Nullnummer festhalten. „Statt sich mit unseren Forderungen auseinanderzusetzen, bringen die Arbeitgeber in der Tarifrunde den Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld ins Spiel und reden der Arbeitszeitverlängerung das Wort“, sagte Mario John, Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Chemnitz. „Corona darf keine Ausrede sein, wenn es um die Belange der Beschäftigten geht. Sie machen einen tollen Job unter erschwerten Bedingungen. Egal ob mit Maske im Betrieb, im Homeoffice und gleichzeitiger Kinderbetreuung oder beim Homeschooling.“

Mit ihren Forderungen sind die Siemens-Kolleginnen und -Kollegen nicht allein. Beschäftigte von anderen Betrieben wie Vitesco und Thyssenkrupp Presta unterstützten den Warnstreik am Mittwoch solidarisch vor Ort.

Weitere Informationen und mehr Fotos vom Warnstreik bei Siemens gibt es auf der Homepage der IG Metall Chemnitz.

Hupend zum Arbeitgeberverband – Warnstreik der Pierburg-Beschäftigten
Unruhig wurde es in der Mittagszeit für die Beschäftigten des Arbeitgeberverbands der Metall- und Elektroindustrie Berlin-Brandenburg (VME). 40 Kolleginnen und Kollegen von Pierburg hatten ihren einstündigen Warnstreik auf die Straße verlegt und sich vom Firmensitz – nördlich des Brandenburger Tors – aus mit rund zwei Dutzend Pkw auf den Weg zum Schillertheater in Charlottenburg gemacht, wo der VME seinen Sitz hat. Laut hupend umrundete der Fahrzeug-Tross die Zentrale des Arbeitgeberverbands. Die mit IG Metall-Fahnen geschmückten Autos sorgten in der Berliner Innenstadt nicht nur durch ihr Hupkonzert für einige Aufmerksamkeit. Auch die gut sichtbar hinter der Frontscheibe angebrachten Forderungen der IG Metall in der Tarifrunde luden zu Gesprächsstoff ein.

„Auch als kleiner Betrieb in Berlin wollten wir Flagge zeigen und dem Arbeitgeberverband signalisieren, dass wir endlich ein seriöses Angebot von ihm fordern“, sagte Mustafa Yenie, Betriebsratsvorsitzender bei Pierburg.

„Pierburg steht als Automobilzulieferer wie die gesamte Branche vor einem großen Umbruch“, sagte Andreas Buchwald, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Berlin. „Deshalb ist den Kolleginnen und Kollegen die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes und damit die Kernforderung nach Zukunftstarifverträgen besonders wichtig.“

Weitere Informationen zum Warnstreik der Pierburg-Beschäftigten in Berlin gibt es auf der Homepage der IG Metall Berlin.

Bei Bosch ins Sebnitz geht es um die Zukunft
Die rote Karte für die Arbeitgeber zeigten auch rund 100 Metallerinnen und Metaller bei Bosch in Sebnitz. Sie traten in den Warnstreik und demonstrierten für mehr Wertschätzung ihrer Arbeit und zukunftsfähige Lösungen, um ihre Arbeitsplätze langfristig zu sichern.

Bei Bosch, wo die Beschäftigten zum größten Teil Bohrhämmer und Winkelschleifer fertigen, drohen Produktionsverlagerungen ins Ausland. „Damit würde das Produktionsvolumen in Sebnitz und an den anderen Bosch-Standorten sinken“, erklärte Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen. Mittelfristig würde das auch den Abbau von Industriearbeitsplätzen in der Region Ostsachsen bedeuten. „Es kann nicht angehen, dass die Produkte billig im Ausland produziert und dann hier teuer verkauft werden, denn die qualitativ hochwertigen Elektrowerkzeuge aus Sebnitz müssen sich dann auch die Menschen hierzulande leisten können.“

Mit ihrem Warnstreik haben die Beschäftigten ein deutliches Zeichen gesetzt und den Arbeitgebern mehr als deutlich zu verstehen gegeben: Wir sind unter erschwerten Coronabedingungen nicht nur hoch produktiv, sondern auch arbeitskampffähig, wenn die Arbeitgeber nicht endlich einlenken.

Eine Bildergalerie und weitere Informationen zum Warnstreik bei Bosch gibt es hier.

150 Beschäftigte bei Clarios im Warnstreik
Um 13 Uhr legten auch bei Clarios in Zwickau rund 150 Kolleginnen und Kollegen ihre Arbeit nieder, um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen. „So nicht! Wir fordern endlich ein Angebot von den Arbeitgebern, das diesen Namen auch verdient", schickten sie ihre Botschaft unmissverständlich an die Adresse des sächsischen Arbeitgeberverbands VSME.

Vor allem die Arbeitszeit brennt den Beschäftigten im Vogtland und in Zwickau unter den Nägeln. „Unser großes Thema ist die Angleichung Ost-West. Wir fordern ein Angleichungsgeld. Die Arbeitgeber hätten uns diese drei Stunden schon all die Jahre geben können", so Rainer Zenner, Betriebsratsvorsitzender beim Batteriehersteller Clarios.

Mehr Fotos zum Warnstreik bei Clarios gibt es auf der Internetseite der IG Metall Zwickau.

Warmlaufen der Vertrauensleute bei Koenig & Bauer in Radebeul
Mit einer ersten Tarifaktion haben sich am Mittwoch auch die Vertrauensleute des Druckmaschinenherstellers Koenig & Bauer in Radebeul in die Tarifrunde eingemischt. Vor dem Hintergrund des drohenden Arbeitspatzabbaus im Werk, brennen ihnen vor allem die Themen Beschäftigungssicherung  und Zukunftstarifverträge unter den Nägeln.„Wir wollen die Arbeitgeber dazu bringen, vorhandene tarifliche Regelungen zu nutzen, um Arbeitsplätze zu sichern und nicht abzubauen", sagte Linda Geißler, aktive Metallerin bei K&B.

Auch die Jugend war mit auf der Straße, um für eine verlässliche Übernahme nach der Ausbildung zu demonstrieren. „Übernahmegarantie ist für uns wichtig, da wir alle die Ausbildung bei Koenig & Bauer angefangen haben, weil uns der Beruf Spaß macht und wir in dem Metier weiterarbeiten möchten", erklärte Nic Schubert, aktiver Metaller bei K&B. „Wir wollen auch nach der Ausbildung in unserer Firma bleiben. Dafür kämpfen wir!"

Mit dieser ersten Tarifaktion haben sich die Metallerinnen und Metaller für die Tarifrunde warmgelaufen. Bewegen sich die Arbeitgeber am Verhandlungstisch nicht, werden „noch viele weitere folgen", kündigte Daniel Pfeiffer, aktiver Metaller bei Koenig & Bauer in Radebeul, an.

Ein Video und weitere Fotos von der Vertrauensleuteaktion bei Koenig & Bauer gibt es auf der Homepage der IG Metall Dresden-Riesa.

Seit Ende der Friedenspflicht haben mehr als 9100 Beschäftigte mit Maske, Abstand und kreativen Warnstreiks für ihre Forderungen in der Tarifrunde demonstriert. Sollten die Arbeitgeber weiter auf ihrer Nullnummer beharren und zudem weiter Tarifstandards in Frage stellen, sind die Beschäftigten zu weiteren Warnstreiks bereit. Das haben sie den Arbeitgebern auch am Mittwoch nachdrücklich mit auf den Weg gegeben.

Forderungen der IG Metall
Die IG Metall fordert für die rund 290.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Berlin, Brandenburg und Sachsen ein Volumen von vier Prozent, das optional für eine Entgelterhöhung oder zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden kann, sowie einen tariflichen Rahmen für betriebliche Zukunftstarifverträge. Außerdem fordert die IG Metall im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen ein Tarifliches Angleichungsgeld, um endlich erste Schritte in der Angleichung Ost voranzukommen. Zudem soll die Verbesserung der Übernahme der Auszubildenden sowie die Einbeziehung der dual Studierenden in den Tarifvertrag geregelt werden.

 

Von: tt

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