Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie

Kraftvoll mit Maske und Abstand – 2300 Beschäftigte setzten starkes Zeichen ihrer Entschlossenheit in der Tarifrunde

01.03.2021 | Kraftvoll mit Abstand, Maske und Anstand: Rund 2300 Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie in Berlin-Brandenburg-Sachsen haben am 1. März mit Aktionen und einem ersten Warnstreik eine deutliche Botschaft an die Arbeitgeber gerichtet, um endlich Bewegung in die laufenden Verhandlungen zu bringen. Sie forderten die Arbeitgeber auf, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen.

Erster Warnstreik im Bezirk: Rund 300 Kolleginnen und Kollegen der Frühschicht von Mercedes in Ludwigsfelde trafen sich am 1. März vor dem Werktor zur Kundgebung.

"Ohne Ausbildung keine Zukunft" – so lautet die klare Botschaft der Auszubildenden von Mercedes in Ludwigsfelde. Fotos (2): Volker Wartmann

Gegen Arbeitsplatzabbau demonstrierten mehr als 400 Beschäftigte bei einer Kundgebung am Neptunbrunnen.

Tradition bewahren – Zukunft sichern: Die Daimler Beschäftigten sorgen sich um ihre Arbeitsplätze.

Beschäftigte demonstrieren für ihre Zukunft.

Kundgebung in Berlin gegen Stellenabbau und für Zukunft – Foto: Christian von Polentz /transitfoto.de

Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin, empfing die Bevollmächtigten der IG Metall Berlin Jan Otto und Regina Katerndahl, IG Metall-Vorstandsmitglied Irene Schulz sowie Michael Rahmel von Daimler und Günter Augustat vom Gasturbinenwerk. Fotos (5): Christian von Polentz /transitfoto.de

Pausenaktion zur Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie Siemens Schaltanlagenbau Leipzig ...

... und bei Siemens Compressor Systems Leipzig – Foto (2): IG Metall

Den ersten Warnstreik in der laufenden Tarifrunde gab es am 1. März bei Mercedes in Ludwigsfelde. Dort legten 300 Kolleginnen und Kollegen der Frühschicht ihre Arbeit um 12.30 Uhr für zwei Stunden nieder und ließen die Bänder stillstehen. Mit einer Kundgebung vor dem Werktor machten sie ihrem Unmut über die Verweigerungshaltung der Arbeitgeber, die diese bei allen Themen an den Tag legen, Luft zu machen.

Arbeiten im Zeichen des Sterns bedeutet im Osten drei Stunden wöchentlich mehr
Erstmals nach langer Zeit fand in Ludwigsfelde wieder ein Warnstreik vor dem Südtor des Werkes statt. Von dort aus ist eindeutig der Stern, das Markenzeichen des Konzerns, zu erkennen. Für Thomas Rackwitz, Metaller im Mercedes Werk, ein Zeichen mit Symbolcharakter: „Über 30 Jahre nach der Einheit ist es endlich an der Zeit für die Angleichung. Unser Stern strahlt hier im Osten noch immer jede Woche drei Stunden länger.“

Auch Birgit Dietze, Bezirksleiterin der IG Metall in Berlin, Brandenburg und Sachsen, forderte die Arbeitgeber auf, dieses Thema endlich zu lösen und sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung zu stellen. Aus gutem Grund: „Jetzt besteht die Chance, mit Schritten zur Angleichung die Zukunft zu gestalten und damit das Angleichungsthema ein für alle Mal so zu befrieden, dass die Beschäftigten sich nicht länger mit dieser offenen Frage auseinandersetzen, sondern ihre ganze Kraft in die Transformation stecken.“

Weitere Informationen zum Warnstreik bei Mercedes in Ludwigsfelde und mehr Fotos gibt es auf der Internetseite der IG Metall Ludwigsfelde.

Kundgebung am Neptunbrunnen in Berlin und Austausch mit dem Regierenden Bürgermeister im Roten Rathaus
In Berlin demonstrierten am Mittag mehr als 400 Kolleginnen und Kollegen – mit Maske, Abstand und Anstand – ihre Entschlossenheit bei einer öffentlichen Kundgebung am Neptunbrunnen gegen drohenden Arbeitsplatzabbau und für den Erhalt von mehr als 1500 Industriearbeitsplätzen, die bei Siemens Energy und Daimler dem Rotstift zum Opfer fallen sollen. Zahlreiche Metallerinnen und Metaller anderer Betriebe unterstützten die Kundgebung, aus Solidarität oder weil auch sie von Stellenabbau in ihren Unternehmen bedroht sind.

Im Anschluss daran erörterten Jan Otto und Regina Katerndahl, die beiden Bevollmächtigten der IG Metall Berlin, Irene Schulz, Vorstandsmitglied der IG Metall, sowie Günter Augustat und Michael Rahmel, Betriebsratsvorsitzende der beiden Traditionsunternehmen, gemeinsam mit Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD) mögliche Lösungen für Siemens Energy und Daimler. Einen winzigen Hoffnungsschimmer deutete Michael Müller nach dem Gespräch an. Er sagte: „„Das war heute ein gutes Gespräch mit den Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern mit der IG Metall. Und wir sind uns einig, das ist eine beinharte Situation, man muss um jeden Arbeitsplatz in der Produktion auch kämpfen. Aber es ist auch richtig, dass zu einem guten Wirtschaftsstandort Industriepolitik und Arbeitsplätze in der Produktion gehören. Wir haben starke Unternehmen, traditionelle Unternehmen hier auch am Standort, ob es Mercedes, Siemens ob BMW. Aber diese Partner müssen und sollen auch diesen Standort mit uns zukunftsfähig machen. Darauf wollen wir jetzt auch gemeinsam setzen.“

Mehr Fotos, ein Video und weitere Informationen zur Kundgebung und zum Austausch im Roten Rathaus sind auf der Homepage der IG Metall Berlin zu lesen.

Aktionen mit großer Beteiligung in Sachsen
Rund 1330 Beschäftigte aus den Betrieben Handtmann Leichtmetallgießerei, GKN Driveline in Mosel, Radsystem in Mosel, Mahle in Reichenbach und Volkswagen Sachsen in Zwickau setzten mit kreativen Aktionen am 1. März eindrucksvolle Zeichen.

In Leipzig beteiligten sich rund 170 Kolleginnen und Kollegen von Siemens Compressor Systems in Plagwitz und Siemens Schaltanlagenbau in Böhlitz-Ehrenberg an Auto-Korsos und Kundgebungen vor den Betrieben.

„Unsere Forderungen sind angemessen und weisen in die Zukunft. Die Beschäftigten sind diejenigen, die durch die Krise mit Maske, Abstand und Hygieneeinhaltung oder aus dem Homeoffice die wirtschaftliche Kraft aufrechterhalten. Wir haben mit einem angemessenen Abschluss im März 2020 auf die differenzierte wirtschaftliche Lage reagiert. Eine Nullrunde für die Beschäftigten in 2021 oder ein Mix aus Einmalzahlung und Tabellenerhöhung im Jahr 2022 und ohne Lösungsansätze in der Frage der Angleichung Ost sind keine Grundlage für einen soliden Tarifabschluss“, sagte Bernd Kruppa, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Leipzig.

Auf der Internetseite der IG Metall Leipzig gibt es weitere Fotos und Informationen zur Pausenaktion der Kolleginnen und Kollegen von Siemens Compressor Systems in Plagwitz und Siemens Schaltanlagenbau in Böhlitz-Ehrenberg.

Bei Bombardier in Görlitz und Bautzen informierten sich die Beschäftigten mit einer Flugblattaktion über den aktuellen Stand der Tarifrunde.

Forderungen der IG Metall in der Tarifrunde
Die IG Metall fordert für die 290.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Berlin, Brandenburg und Sachsen ein Volumen von vier Prozent, das optional für eine Entgelterhöhung oder zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden kann, sowie einen tariflichen Rahmen für betriebliche Zukunftstarifverträge. Außerdem fordert die IG Metall im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sache ein Tarifliches Angleichungsgeld, um endlich erste Schritte in der Angleich Ost zu gehen. Zudem soll die Übernahme der Auszubildenden sowie die Einbeziehung der dual Studierenden in den Tarifvertrag geregelt werden.

Auch nach drei Verhandlungsrunden mit den Arbeitgeberverbänden Berlin-Brandenburg (VME) und Sachsen (VSME) sind sich die Tarifparteien bislang keinen Schritt nähergekommen.

Die Warnstreikwelle rollt an
Dass die Beschäftigten das nicht hinnehmen werden, zeigten sie am 1. März eindrucksvoll. Birgit Dietze zeigte sich erfreut über die große Beteiligung der Kolleginnen und Kollegen trotz der gegenwärtig schwierigen Situation durch die Coronapandemie. „Die erste Welle der Warnstreiks rollt jetzt an. Wir haben in Ludwigsfelde eindrucksvoll gezeigt, dass wir – auch mit Abstand und Maske – konfliktfähig sind und bereit sind, für unsere Forderungen zu kämpfen. Ludwigsfelde, die Aktionstage in Sachsen und Berlin sind ein gelungener Anfang und Auftakt.“

 

 

 

Von: kk

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