Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie

Warnstreiks gehen weiter: Beschäftigte zeigen Gesicht für ihre Forderungen

19.03.2021 | Drei Wochen Warnstreik – drei Wochen Bewegung im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen. Auch am Ende der dritten Warnstreikwoche waren die Beschäftigten nicht müde, ihren Protest auf die Straße zu tragen und die Arbeitgeber auch unter erschwerten Coronabedingungen zur Aufgabe ihrer Blockadehaltung zu bewegen. Wenn die Arbeitgeber auf Stillstand bestehen, so die Botschaft auch am 19. März, dann kriegen sie Stillstand – in der Produktion.

Wenn Sie externe Inhalte von YouTube aktivieren, werden Daten automatisiert an diesen Anbieter übertragen.
Mehr Informationen

Entschlossen demonstrierten die Beschäftigten der Gläsernen Manufaktur von VW in Dresden für ihre Forderungen.

Vor der Gläsernen Manufaktur wehten die roten IG Metall-Fahnen.

Die Kolleginnen und Kollegen zeigten Gesicht für Angleichung, Sicherheit ...

... oder Übernahme der Ausgebildeten. Fotos (4): IG Metall

Frühschluss im VW Motorenwerk in Chemnitz – Warnstreik!

Hupen für die Forderungen der IG Metall in der laufenden Tarifrunde! Fotos (2): IG Metall

Am Mittag legten Beschäftigte von GKN Driveline Deutschland in Zwickau ihre Arbeit vorübergehend nieder, wenig später zogen die Kolleginnen und Kollegen aus dem VW Motorenwerk in Chemnitz nach.

Warnstreik per Frühschluss im VW Motorenwerk Chemnitz
„Die Schicht ist heute früher aus, zum Warnstreik gehen wir nach Haus!" – Unter diesem Motto beendete die Frühschicht, die bei Volkswagen in Chemnitz eigentlich um 14 Uhr endet, ihre Arbeit bereits zwei Stunden früher, um die Arbeitgeber nachdrücklich aufzufodern ein Angebot auf den Tisch zu legen, das den Namen verdient. An den Drehtoren wurden sie von ihren IG Metall-Vertrauensleuten persönlich ins Wochenende verabschiedet – mit einer Flasche Fassbrause, auf der zu lesen war, um was es den Beschäftigten in dieser Tarifrunde unter anderem geht. „Das ist unser TAG" –  Metallerinnen und Metaller wissen, was TAG bedeutet: Tarifliches Angleichungsgeld, das dafür sorgen soll, dass die noch immer bestehenden Ungleichheiten der Arbeitsbedingungen zwischen Ost- und Westdeutschland endlich beseitigt werden.

„Die Motorenwerker in Chemnitz machen im Job doch auch keine halben Sachen. Deshalb ist es höchste Zeit, dass die vollständige Angleichung der Arbeitsbedingungen jetzt erfolgen muss“, so Mario John, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Chemnitz. Mit dem Heimgehen ist das so eine Sache, da viele Beschäftigte mit dem Auto zur Arbeit kommen. Und so leerte sich heute das Parkhaus im Stile eines Autokorsos. Laut hupend fuhren die Motorenwerker Auto an Auto vorbei an den Vertrauensleuten in ihr vorgezogenes Wochenende.

Mehr Informationen und weitere Fotos vom Frühschluss im VW Motorenwerk Chemnitz gibt es auf der Homepage der IG Metall Chemnitz.

Auch mehr als 70 Metallerinnen und Metaller der Gläsernen Manufaktur von VW Sachsen in Dresden demonstrierten am Mittag für ihre Forderungen in der laufenden Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie. Mit Maske, Abstand und Anstand zeigten sie Gesicht für „Angleichung“, „Zukunft“, „Sicherheit“ oder „Übernahme“. Eine Stunde standen die Bänder in der Gläsernen Manufaktur, während die Beschäftigten draußen trotz Schneesturm mächtig Dampf machten. Unmissverständlich machten sie klar: „Die 35 ist nach wie vor hochaktuell! Aus dieser Nummer kommt Volkswagen nicht raus, hier muss jetzt eine Lösung her!“

Zweiter Warnstreik bei Mercedes-Benz in Ludwigsfelde
Ihren Ausklang fand die dritte Warnstreikwoche im Bezirk am Abend bei Mercedes-Benz in Ludwigsfelde. „Wenn die Arbeitegeber sich nicht bewegen, bewegen wir uns. Das haben wir heute mit unserem Warnstreik demonstriert", sagte Thomas Rackwitz, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Mercedes-Benz in Ludwigsfelde. "Deshalb haben die Bänder still gestanden. Feierabend!"

Mit einem Demozug versammelten sich die Kolleginnen und Kollegen ab 20.30 Uhr vor dem Werktor. Angeführt wurde der Zug von Trommler Thomas Rackwitz und einem Transparent, das ganz unmissverständlich zeigte, wofür die Beschäftigten bei Mercedes-Benz in Ludwigsfelde in dieser Tarifrunde insbesondere antreten. „Es ist längst überfällig: Angleichung jetzt!" war darauf in großen Lettern weithin sichtbar zu lesen. 

„Es geht in dieser Tarifrunde um die Frage der Angleichung", rief Bezirksleiterin Birgit Dietze den warnstreikenden Metallerinnen und Metallern in Ludwigsfelde zu. „Und ich kann Euch eins versichern: Die IG Metall steht hinter dieser Forderung!"

Angetreten ist die IG Metall außerdem für Beschäftigungssicherung, Zukunftstarifverträge, ein Volumen von vier Prozent, das optional für mehr Geld in die Lohntüte der Kolleginnen und Kollegen oder zur Beschäftigungssicherung verwendet werden kann. Wenig Verständnis zeigte Tobias Kunzmann, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ludwigsfelde, für die Behauptung der Arbeitgeber es sei kein Geld da. „Wenn man das Geld, das man vom Staat bekommt, an die Aktionäre ausbezahlt und hinterher behauptet, es sei kein Geld da, ist das eine Frechheit", erklärte Tobias Kunzmann.

Die IG Metall macht sich in dieser Tarifrunde auch für die Übernahme der Auszubildenden und tarifvertragliche Regelungen für dual Studierende stark, denn Zukunft braucht qualifizierte Fachkräfte. „Wir wollen gerade eine dritte Schicht aufbauen und die Stückzahlen für die nächsten Jahre gehen immer weiter nach oben", sagte Richard Hollnagel, Vorsitzender der Jugend- und Auszubildendenvertretung bei Mercedes-Benz in Ludwigsfelde. „Trotzdem sollen die Ausbildungszahlen halbiert werden. Finger weg von unseren Ausbildungsplätzen! Die Azubis sind keine Verhandlungsmasse!"

Zum Video vom Warnstreik bei Mercedes-Benz in Ludwigsfelde geht es hier.

Forderungen der IG Metall in der Tarifrunde
Die IG Metall fordert für die rund 290.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Berlin, Brandenburg und Sachsen ein Volumen von vier Prozent, das optional für eine Entgelterhöhung oder zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden kann, sowie einen tariflichen Rahmen für betriebliche Zukunftstarifverträge. Außerdem fordert die IG Metall im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen ein Tarifliches Angleichungsgeld, um endlich erste Schritte in der Angleichung Ost voranzukommen. Zudem soll die Verbesserung der Übernahme der Auszubildenden sowie die Einbeziehung der dual Studierenden in den Tarifvertrag geregelt werden.

Bundesweit sind seit Ende der Friedenspflicht bis zum 19. März um 14 Uhr mehr als 600 000 Metallerinnen und Metaller dem Aufruf der IG Metall gefolgt und haben ihre Arbeit zeitweise niedergelegt. Auch für die kommende Woche sind weitere Warnstreiks geplant.

 

Von: tt

Unsere Social Media Kanäle