12.04.2021 | Die Tarifkommission der ostdeutschen Stahlindustrie hat sich am 9. April erneut intensiv mit dem Verhandlungsergebnis auseinandergesetzt und dem IG Metall-Vorstand letztlich die Annahme des Ergebnisses empfohlen. Insgesamt haben die Tarifkommissionmitglieder das Verhandlungsergebnis als „Tarifabschluss der Vernunft auf Zeit“ bezeichnet. Die Beschäftigten in den Betrieben haben das Ergebnis – je nach Auftragslage – sehr unterschiedlich bewertet.
Während Beschäftigte aus Betrieben mit derzeitigen Auslastungsschwierigkeiten das Ergebnis überwiegend begrüßten, kritisierten die Kolleginnen und Kollegen aus Betrieben, in denen Volllast gefahren wird, dass der Abschluss keine tabellenwirksame Erhöhung der Löhne und Gehälter vorsieht. Die Auszubildenden, so berichteten die Tako-Mitglieder aus ihren Betrieben, haben das Tarifergebnis überwiegend positiv aufgenommen.
Das Verhandlungsergebnis sieht die Zahlung eines dauerhaften „Tarifzusatzentgelts“ vor. Im Dezember 2021 und im Februar 2022 erhalten die Kolleginnen und Kollegen zweimal jeweils 250 Euro, zusammen also 500 Euro. Ab 2023 erhöht sich dieses Zusatzgeld auf 600 Euro im Jahr und steigt mit künftigen Tariferhöhungen mit. In Krisenzeiten sollen Unternehmen das Geld in freie Tage umwandeln, um Beschäftigung zu sichern.
Kritisch sahen die Kolleginnen und Kollegen insbesondere die Regelungen zur letztgenannten Umwandlung. Die, so ihre Befürchtung, könnten die Unternehmen im Zweifelsfall dazu nutzen, auch ohne wirkliche Not den „Erhöhungsbeitrag“ in freie Tage umzuwandeln und damit angeblich Arbeitsplätze zu sichern die eigentlich nicht wirklich in Gefahr sind.
Auf Zustimmung ist in den Betrieben dagegen die Verlängerung der Tarifverträge zur Altersteilzeit, zu Werkverträgen und zur Beschäftigungssicherung gestoßen. Dass die Verlängerung dieser Tarifverträge keine Selbstverständlichkeit darstellte, sondern in wirtschaftlich schwierigem Fahrwasser als Verhandlungserfolg anzusehen ist, wurde in der Tarifkommission noch einmal betont.
Das Tarifergebnis sieht für die 8000 Beschäftigten in der ostdeutschen Stahlindustrie außerdem Ende Juni die Zahlung einer steuerfreien Coronaprämie in Höhe von 500 Euro vor. Auszubildende erhalten 300 Euro Coronaprämie, ab Februar 2023 eine jährliche tarifliche Erhöhung von 360 Euro und auf dem Weg dorthin zwei Zahlungen von jeweils 150 Euro.
Bei zwei Enthaltungen hat die Tarifkommission den „Tarifabschluss der Vernunft auf Zeit“ dem IG Metall-Vorstand zur Annahme empfohlen.