SRW metalfloat

100 Tage Streik bei SRW – 100 Tage Arbeitskampf für Tarif im Osten

14.02.2024 | Zu ihrem 100. Streiktag an diesem Donnerstag bekommen die Kolleginnen und Kollegen vom Schrottrecycler SRW metalfloat große Solidarität aus Gewerkschaften, Politik und der gesamten Öffentlichkeit. Zahlreiche Unterstützer*innen sagten den Streikenden in Espenhain bei Leipzig ihre anhaltende Rückendeckung zu. IG Metall-Bezirksleiter Dirk Schulze betonte: „100 Tage Streik bei SRW – das sind 100 Tage Entschlossenheit und 100 Tage Solidarität. Für die streikenden Kolleg*innen ist dieser 15. Februar ein stolzes Jubiläum: Mit einzigartigem Durchhaltewillen treten sie für Respekt für ihre wertvolle Arbeit ein. Für das Unternehmen ist dieser 15. Februar ein beschämendes Jubiläum. Denn 100 Tage Streik sind auch 100 Tage Verweigerung und Respektlosigkeit durch den Arbeitgeber.“

Bei Wind und Wetter streiken die SRW-Kolleg*innen für Respekt, für eine faire Bezahlung und für einen Tarifvertrag. (Bild: Frank Schnelle)

Anfang November stimmten fast 90 Prozent der IG Metall-Mitglieder bei dem Schrott-Recycler SRW metalfloat für einen unbefristeten Arbeitskampf. Am frühen Morgen des 8. November 2023 starteten die Beschäftigten ihren Streik. Gemeinsam mit der IG Metall fordern die Kolleginnen und Kollegen einen Tarifvertrag mit acht Prozent mehr Entgelt, einer Erhöhung des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes auf je 1500 Euro und einer Reduzierung der Arbeitszeit von 40 auf 38 Stunden die Woche. Der Arbeitgeber brach die Verhandlungen darüber im August ab und weigert sich seitdem, sie wieder aufzunehmen. Er zahlt seinen Beschäftigten jeden Monat rund 600 Euro weniger als vergleichbare Betriebe der Schrott- und Recyclingbranche.

Dirk Schulze, IG Metall-Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen: „Dieser Streik ist auch ein Streik für Gerechtigkeit und für gute Arbeit im Osten zu Tarifbedingungen. Seit Monaten verweigert der Arbeitgeber seinen Beschäftigten genau dies. Bisher besteht seine Strategie ausschließlich darin, auf ein Einknicken der Belegschaft zu setzen. Allein mit Blockade wird das Unternehmen keine Lösung in dieser Auseinandersetzung bekommen. Damit erreicht der Arbeitgeber nichts, außer den Konflikt zu verlängern.“ 

Michael Hecker, Verhandlungsführer und Zweiter Geschäftsführer der IG Metall Leipzig, kritisiert das Unternehmen und erinnert es an seinen eigenen Verhaltenskodex von 2023: „Im Code of Conduct von Scholz Recycling steht, dass das Recht auf Tarifverhandlungen respektiert, die Bildung von Gewerkschaften anerkannt und ein offener, lösungsorientierter Umgang mit der Arbeitnehmervertretung verfolgt werde. Wir fordern den Unterzeichner dieser Selbstverpflichtung, Herrn Yongming Qin, Geschäftsführer der Scholz Recycling GmbH, auf, sich daran zu halten und an den Verhandlungstisch mit der IG Metall zurückzukehren. Die Streikenden sind fest entschlossen, ihren Arbeitskampf fortzusetzen, bis es eine tarifliche, rechtssichere Vereinbarung der Arbeitsbedingungen gibt.“

Hintergrund: Das Unternehmen SRW metalfloat in Espenhain bei Rötha gehört als 100-prozentige Tochter zur Scholz Recycling Gruppe mit Sitz in Essingen in Baden-Württemberg. Mit der Rückgewinnung von Metallen wie Kupfer, Aluminium und Eisen erwirtschaftet die Scholz Gruppe Umsätze in Milliardenhöhe. In Leipzig arbeiten die Beschäftigten an einer sehr hochwertigen Scheide- und Rückgewinnungsanlage. Ende 2016 übernahm die Chiho Environmental Group Limited die Scholz Holding GmbH für einen Euro. Die Chiho Environmental Group Limited ist nach eigenen Angaben Chinas größtes Schrottrecyclingunternehmen und eines der größten börsennotierten globalen Unternehmen dieser Art.

Zu den Aktivitäten gehört das Recycling von Eisen- und Nichteisenmetallschrott, Altfahrzeugen, Elektronikschrott und die Herstellung von Sekundäraluminiumbarren aus Aluminiumschrott. Die Chiho Environmental Group residiert in Hongkong und ist auf den Cayman Islands registriert. Das Unternehmen unterhält in Asien, Europa und Nordamerika mehr als 200 Verarbeitungsbetriebe und Werftbetriebe.

Von: ms

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