17.07.2023 | Gemeinsam tanzen, diskutieren, chillen, Spaß haben – vier Tage feierten rund 1.500 junge Metallerinnen und Metaller aus ganz Deutschland auf dem Gelände des Elbauenparks in Magdeburg ein intensives und ausgelassenes Fest. Das umfangreiche Festivalprogramm bot für alle etwas: zahlreiche Live-Konzerte, vielfältige Workshops, Diskussionen und Austauschmöglichkeiten mit anderen Jugendverbänden und Initiativen. Aus dem IG Metall-Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen waren rund 140 junge Metallerinnen und Metaller nach Magdeburg gereist.
Der „Festivalalltag“ zwischen dem 13. Juli und 16. Juli sah wie folgt aus: Irgendwann vormittags aus dem Zelt kriechen, frühstücken zwischen 8 und 12 Uhr. Etwa ab Mittag startete die Workshop-Phase. Von 16 bis 22 Uhr sorgten zahlreiche angesagte Bands auf der Hauptbühne für ausgelassene Stimmung. Anschließend konnten Ausdauernde bis um 4 Uhr in der Früh in der DJ-Area in der Messehalle tanzen und abfeiern.
Bis zum Start der täglichen Feierphase ab 16 Uhr prägten Themen wie Ausbildungssicherung, die Gestaltung der Transformation, der Einsatz gegen den Klimawandel und der Kampf gegen rechts das Programm. Auch die zunehmend schwierige Situation auf dem Ausbildungsmarkt stand im Fokus von Debatten und Workshops.
„Das Festival hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen“, sagte Metallerin Stefani Jovanovic, die als Ingenieurin bei Alstom in Hennigsdorf arbeitet. „Das Workshopangebot ist sehr gut. Ich konnte zum Beispiel meine Social Media-Kompetenzen in dem Influencing-Workshop erweitern. Wir haben ganz praxisnah gelernt, wie man TikTok nutzen kann, um Jugendlichen Inhalte wie zum Beispiel die Vorteile der IG Metall nahezubringen.“ Das Festival biete viele Möglichkeiten, sich zu vernetzen, so Stefani. „Egal, woher aus Deutschland wir kommen: Wir sehen hier, dass wir alle die gleichen Ziele haben. Wir als IG Metall-Jugend müssen noch lauter und sichtbarer werden: In die nächste Tarifrunde wollen wir deshalb auch mit einer eigenen Jugendforderung gehen.“
„Das Festival bietet viele Gelegenheiten, bekannte Kolleginnen und Kollegen aus ganz Deutschland wiederzutreffen und sich weiter zu vernetzen“, so Tim Christensen, Fachinformatiker und stellvertretender Vorsitzender der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) bei ZF in Brandenburg. „Ich habe hier viele Leute von anderen ZF-Standorten getroffen, mit denen ich mich über die Situation in unseren jeweiligen Betrieben austauschen konnte.“ Tim betonte: „Wir jungen Metaller und Metallerin haben auf dieser Veranstaltung gezeigt, dass wir geschlossen gegen rechts und Diskriminierung zusammenstehen. Der Rechtsruck in unserer Gesellschaft steht gegen alles, was Gewerkschaft bedeutet.“
„Toll ist, dass man sich hier mit Leuten aus Ortsjugendausschüssen aus ganz Deutschland austauschen kann“, sagte Elisabeth Schube, Industriekauffrau und Fachbereichskoordinatorin des Betriebsrats bei Accumotive in Kamenz in Ostsachsen. „Wir haben am Freitag für den rechtlichen Anspruch auf fünf Tage Bildungsurlaub auch in Sachsen geworben. Viele Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Bundesländern wissen gar nicht, dass es dieses Recht in Sachsen – wie auch in Bayern – gar nicht gibt.“ Bei den Workshops sei für jede und jeden etwas dabei, so Elisabeth. „Auch das Musikprogramm ist toll, abends sind fast alle begeistert vor der Bühne. Cool war auch die Silent Disco, bei der jeder mit einem Kopfhörer auf den Ohren zu einer anderen Musik tanzen kann. Das habe ich vorher noch nicht gemacht. Ich würde auf jeden Fall wiederkommen, wenn das Festival wieder stattfindet.“
„Wir sind mit großer Vorfreude hierhin gekommen“, sagt Leon Hafki, Industrie-Mechaniker im 3. Ausbildungsjahr und Vorsitzender der JAV im Stahlwerk Eisenhüttenstadt. „Hier haben alle die Möglichkeit, voneinander zu lernen. Das Vernetzen untereinander klappt unheimlich gut.“ Leon weiter: „Aus den Workshops kann man viel für die Arbeit im Betrieb mitnehmen. Wir jungen Metallerinnen und Metaller müssen vorangehen und uns stark zeigen, damit unsere Arbeitsplätze auch in Zukunft erhalten bleiben.“
„Mir gefällt die Mischung, ausgelassen zusammenzukommen und gleichzeitig einen politischen Anspruch zu haben, besonders gut“, sagte Karl Böhme, Testingenieur und JAV-Vorsitzender bei Alstom in Hennigsdorf. Am Samstag leitete er den Workshop der IG Metall Jugend Berlin-Brandenburg-Sachsen „Protestformen – damals und heute“. Dabei diskutierten die Teilnehmenden darüber, wie wichtige Forderungen mit Protestformen nachhaltig bekräftigt werden können. „Der Austausch mit den Parteijugendlichen war sehr interessant. Schade war jedoch, dass keine der eingeladenen Vertreter von den Jungen Liberalen und von der Jungen Union gekommen sind“, so Karl. „Wir müssen mehr Raum schaffen, auch kontroverse Meinungen auszutauschen. Nur so können wir eventuelle Schnittpunkte und Übereinstimmungen ausloten.“
„Ich fand die Diskussionen mit den antirassistischen und klimapolitischen Initiativen besonders spannend“, so Freddy Schäfer, Mitglied im Ortsjugendausschuss der IG Metall Berlin. „Auch das gemeinsame Singen von Arbeiterliedern hat sehr viel Spaß gemacht. Es freut mich, dass so viele die Texte kennen. Und nicht zuletzt waren die Burger hier superlecker.“
Raimund Meß, Jugendsekretär des IG Metall-Bezirks Berlin Brandenburg-Sachsen, war von dem Festival gleichermaßen begeistert wie die die 1.500 ehrenamtlichen jungen Metallerinnen und Metaller. „Die ganze Zeit war gute Stimmung bei bestem Festivalwetter. Das Workshop-Programm umfasste alle Themen, die Gewerkschaftsjugendliche beschäftigten“, so Raimund Meß. „Die Leute von Ostbrandenburg über das Saarland bis zum Allgäu konnten sich untereinander austauschen. Alle hatten eine gute Zeit, viel Spaß und werden das Festival sicherlich in bester Erinnerung behalten.“