15.11.2023 | Zum mittlerweile siebten Mal nutzten Studierende und Ingenieur*innen aus den IG Metall Bezirken Niedersachsen/Sachsen-Anhalt und Berlin-Brandenburg-Sachsen die Möglichkeit, sich über Zukunftsthemen auszutauschen. Diesmal standen Fragen rund um die Mobilität der Zukunft im Vordergrund.
Den Auftakt der Tagung bildete eine Betriebsbesichtigung bei Siemens Mobility in Braunschweig. Hier konnten die Teilnehmer*innen Einblicke in die aktuelle Entwicklung von Schienenverkehrsinfrastruktur bekommen. Besonders spannend: In Braunschweig wird aufgrund von vertraglichen Verpflichtungen noch Signal- und Steuerungstechnik aus vergangenen Jahrzehnten produziert.
Im weiteren Verlauf der Tagung wurde das Thema Mobilität aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, skizzierte die Herausforderungen, vor denen die im Mobilitätssektor aktiven Industrien stehen. Ob Digitalisierungsschübe, Produktwechsel oder Änderungen im Produktionsablauf: Die verschiedenen Facetten der Transformation nicht nur nachhaltig und ökologisch, sondern auch sozial im Sinne der Beschäftigten zu gestalten, ist eine gewaltige Herausforderung.
Was das konkret bedeutet, verdeutlichte Anatoli Klassen. Als Branchenbeauftragter der Bahnindustrie beim IG Metall Vorstand zeichnete er die ambivalente Entwicklung der Bahnindustrie in den letzten Jahren nach. Einerseits finden aufgrund politischer Rahmenbedingungen verstärkt Investitionen in Infrastrukturen statt, die der Industrie zugutekommen. Andererseits werden Standorte geschlossen. Vor diesem Hintergrund betonte Klassen zudem die Rolle der IG Metall im industriepolitischen Bereich. Hier ist die Gewerkschaft aktiv, um eigene Vorstellungen einer gelungenen Mobilitätswende einzubringen und auch umzusetzen.
Gerald Stöckl von Upstream Mobility aus Wien sprach Fragen städtischer Mobilität an. Online zugeschaltet ging er auf den Beitrag ein, die sein Unternehmen für die Verkehrswende in Österreich einnimmt. Als Unternehmen, das sich vollständig in öffentlicher Hand befindet, verhilft es Kommunen und öffentlichen Verkehrsträgern zu besseren Verkehrsplanungen und einen optimierten Einsatz intermodaler Mobilitätsangebote. Die dabei erhobenen Daten werden auf diese Weise nicht der Privatwirtschaft überlassen. Stattdessen können sie für gemeinwohlorientierte Projekte eingesetzt werden.
Matthias Wilhelm, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Geschäftsstelle Salzgitter-Peine, und zwei Workshops rundeten das Themenspektrum rund um Mobilität ab. Wilhelm stellte an zwei konkreten Beispielen dar, wie Betriebe seiner Geschäftsstelle – Salzgitter Flachstahl und Volkswagen – die Transformation gestalten. Aus seiner Sicht ist es vor allem dem Engagement betrieblicher Interessenvertreter zu verdanken, dass soziale Faktoren in Transformationsprozessen auf die Agenda gesetzt werden.
Mark Bäcker und Thomas Forstmann von IAV gaben in ihrem Workshop einen Einblick in ein betriebliches Projekt: die Elektrifizierung von Busflotten. Neben technische Voraussetzungen ging es vor allem auch um Fragen von Upcycling und Ökologie. Das Thema Radindustrie beleuchtete Markus Friedel von der IG Metall Koblenz in einem zweiten Workshop. Nach einem Einblick in Daten und Fakten zu diesem Industriezweig in Deutschland widmeten sich die Teilnehmenden Fragen rund um Mitbestimmung und Tarifverträgen in diesem Sektor. Als positives Beispiel wurde die sehr erfolgreiche Kampagne „Yes we canyon“. Hier konnte im Kampagnenverlauf ein Tarifvertrag abgeschlossen werden. Zudem ist Canyon einer der wenigen Standorte mit betrieblichen Mitbestimmungsstrukturen.
Fazit der Tagung: Als IG Metall und Gesellschaft wollen wir bezahlbare und klimagerechte Mobilität. Es steht aber auch fest, dass der Wandel in den Mobilitätsindustrien sozial gestaltet werden muss. Für uns ist daher die Zukunft der Mobilität immer geknüpft an gute Arbeitsbedingungen.