Vertrauensleutewahlen 2020

„Mir liegt die Durchsetzung der 35 Stunden-Woche sehr am Herzen“

06.12.2019 | Heute erzählt Vertrauensmann Jürgen Wolff aus Berlin in einem Interview der Vertrauensleutearbeit bei GE. Jürgen Wolff ist 59 Jahre und arbeitet seit 43 Jahren im gleichen Betrieb – wenn auch mit unterschiedlichen Besitzern: Zuerst hieß der Betrieb AEG, später Daimler Benz Holding, Cegelec, Alstom, Converteam und jetzt General Electric. Er leitet die Laborwerkstatt, ist Anlagenverantwortlicher und seit 43 Jahren IG Metall-Mitglied.

Jürgen Wolff, VK General Electric. Foto: privat

Seit wann bist Du Vertrauensmann und was waren in der Zeit Deine Arbeitsschwerpunkte?
2016 haben wir nach etwa 20 Jahren erstmalig wieder Vertrauensleute gewählt. Ich hatte daran nicht unwesentlich mitgewirkt und die Funktion des Vertrauenskörperleiters übernommen. Früher war ich schon mal VK-Leiter und auch Betriebsrat. Wir hatten vor allem damit zu tun, die IG Metall wieder im Betrieb sichtbar zu machen und Vertrauen in die gewerkschaftliche Kraft aufzubauen.

Warum brauchen wir aktive Vertrauensleute in den Betrieben?
Neben dem Betriebsrat sind die Vertrauensleute im Betrieb als Interessenvertreter unverzichtbar. Sie stehen mit unseren Kolleginnen und Kollegen in der Produktion am Band, sitzen mit ihnen in der Entwicklung oder im Rechnungswesen im gleichen Büro. Die Vertrauensleute sind das Sprachrohr der Kolleginnen und Kollegen.

Warum kandidierst Du als Vertrauensmann?
Ich kandidiere noch mal, weil ich helfen möchte, die Vertrauensleute-Arbeit bei uns im Betrieb weiter auszubauen und zu verbessern.

Welche Projekte bearbeitet Ihr derzeit im Betrieb?
Wir haben in den letzten Jahren mit massivem Personalabbau zu kämpfen, die komplette Fertigung sollte geschlossen werden. Dies konnten wir verhindern. Wir Vertrauensleute haben mit diversen Aktionen die Verhandlungen des Betriebsrates unterstützt. Natürlich haben wir uns auch an allen Veranstaltungen der IG Metall beteiligt: 1.Mai, #FairWandel und so weiter. Wir haben uns auch mehrmals an Warnstreiks während der letzten Tarifrunden beteiligt.

Wie unterstützt Dich die IG Metall bei Deiner Arbeit?
Wir versuchen, engen Kontakt mit der Geschäftsstelle zu halten, auch durch die Gremienarbeit wie der Delegiertenversammlung oder dem Vertrauensleuteausschuss, an der wir uns rege beteiligen.

„Nah dran und kompetent“ – so werden Vertrauensleute häufig beschrieben. Was bedeutet das für Dich?
„Nah dran“ habe ich ja oben schon beschrieben. „Kompetent“ heißt für mich: Wir versuchen, möglichst viele Kolleginnen und Kollegen auf Vertrauensleute-Seminare zu schicken, die Teilnehmer kommen eigentlich immer sehr motiviert zurück. Unsere Aufgabe ist, dran zu bleiben und diese Kolleginnen und Kollegen stärker in die Vertrauensleutearbeit einzubinden. Zusätzlich machen wir jedes Jahr einen Vertrauensleute-Workshop, um über das bisher Erreichte und die nächsten Herausforderungen zu diskutieren und planen. So wird jeder beteiligt. Immer mal wieder haben wir auch Veranstaltungen mit dem Titel „IG Metall vor Ort“ organisiert, zum Beispiel zum Thema „Industrie 4.0“. Vertrauensleute sollen Wissensträger sein. Wenn der Kollege eine Frage hat, soll ihm ein Vertrauensmann gegenüber stehen, der weiß, was er sagt oder wo er nachsehen kann.

Was hast Du Dir für die kommende Wahlperiode vorgenommen?
Wir wollen die Kommunikation mit den Betriebsräten verbessern und die Kolleginnen und Kollegen noch besser informieren. In einer Zeit, die für viele Unsicherheit bedeutet, weil Personalabbau droht, ist eine transparente Interessenvertretung von sehr großer Bedeutung. Meine Erfahrung ist, dass die Kolleginnen und Kollegen informiert werden wollen, auch wenn nicht jeder alles versteht oder nachvollziehen kann.

Welche Themen und Forderungen liegen Dir für die kommende Tarifrunde besonders am Herzen?
Auch wenn wir ein West-Betrieb sind, liegt mir die Durchsetzung der 35 Stunden-Woche sehr am Herzen. Bei uns im Betrieb ist auch die Möglichkeit der acht freien Tage für Kinderbetreuung oder bei Pflege der Eltern gut angekommen. Dies sollten wir stabilisieren und ausbauen. Regelmäßige Schichtarbeit gibt bei uns nicht. Auch Maßnahmen gegen die permanente Leistungsverdichtung unter andrem durch Personalabbau sind wichtige Themen.

Das Interview führte Jörn Breiholz.

Von: jb-aw

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