Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie

Warnstreik! Mehrere Tausend Beschäftigte erhöhten den Druck

18.03.2021 | Feuershow, Kundgebung – Warnstreik: Mehrere Tausend Beschäftigte haben allein am 17. März deutliche Signale an die Arbeitgeber geschickt. Sie fordern, dass endlich auch Bewegung am Verhandlungstisch sichtbar wird und die Arbeitgeberverbände ihre Blockadehaltung endlich aufgeben. Allein bei Volkswagen in Zwickau und Radsystem Mosel beteiligten sich bis in die frühen Morgenstunden des 18. März 9500 Kolleginnen und Kollegen an Frühschluss-Aktionen.

Feuershow bei VW in Zwickau: Die Angleichung Ost brennt den Kolleginnen und Kollegen besonders unter den Nägeln. Foto: IG Metall Zwickau/Igor Pastierovic

Zweiter Warnstreik der Siemens-Beschäftigten in Chemnitz – Foto: IG Metall

Auch die Beschäftigten des Scharnierherstellers Innomotive Systems Hainichen legten die Arbeit nieder und ...

demonstrierten coronakonform mit Maske und zentimetergenau vermessenem Abstand per Zollstock für ihre Forderungen. – Fotos (2): IG Metall

Bei Schnee und Eiseskälte ...

... heizten die sächsischenAlstom-Beschäftigten den Arbeitgebern mächtig ein, damit ...

... die ihre Blockadehaltung am Verhandlungstisch endlich aufgeben und konstruktiv mit der IG Metall verhandeln. Fotos (3): IG Metall

„Nach über 30 Jahren muss die Angleichung endlich geklärt werden", sagte VW-Betriebsrat Uwe Kunstmann.

Die VW-Belegschaft ist Feuer und Flamme für die Forderungen der IG Metall. Foto (2): IG Metall Zwickau/Igor Pastierovic

Den Reigen der Warnstreiks eröffneten am Morgen rund 120 Beschäftige von Siemens in Chemnitz. Eine farbenfrohe Menschenansammlung versammelte sich mit Maske und Abstand um 8.30 Uhr vor dem Haupteingang in der Clemens-Winkler-Straße, die von den Kolleginnen und Kollegen der Siemens AG vom Standort Leipziger Straße verstärkt wurden. Per Autokorso waren sie dazu gestoßen und hatten so schon auf den Straßen für einige Bewegung gesorgt.

Auch rund 65 Metallerinnen und Metaller des Scharnierherstellers Innomotive Systems Hainichen (IHS) konnte die Pandemie nicht vom Warnstreik abhalten. Im Gegenteil: Auf den Zentimeter genau maßen sie die Entfernung zu ihren Nebenleuten mit Zollstöcken ab. Pandemie und Arbeitskampf, so ihre Botschaft, sind gut miteinander vereinbar. Wenn allerdings die Arbeitgeber nicht langsam in Bewegung kommen und zu ernsthaften Verhandlungen bereit sind, werden die Zollstöcke der IHS-Kolleginnen und Kollegen in der nächsten Zeit noch häufiger zum Einsatz kommen, während die Bänder in der Produktion zeitgleich weniger beansprucht werden.

„Weder schlechtes Wetter noch Corona können die Beschäftigten von Siemens und IHS aufhalten“, sagte Mario John, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Chemnitz. „Stoppen kann sie letztlich nur ein ordentlicher Tarifabschluss, der die Belange der Beschäftigten berücksichtigt.“
Mehr Infos zu den Warnstreiks der Siemens- und IHS-Beschäftigten gibt es auf der Internetseite der IG Metall Chemnitz.

Zweiter Warnstreik der Alstom-Beschäftigten in Bautzen und Görlitz
Rund 250 Metallerinnen und Metaller legten an den beiden sächsischen Alstom-Standorten die Arbeit nieder. Den Auftakt machten am Vormittag die Kolleginnen und Kollegen aus Görlitz, am Nachmittag zogen die Beschäftigten aus Bautzen trotz eisiger Kälte und Schneesturm vors Werktor, um den Arbeitgebern kräftig einzuheizen und sie ein zweites Mal zur Aufgabe ihrer Blockadepolitik aufzufordern. „Sie können nicht ewig weiter mauern und sich weigern, ein verhandlungsfähiges Tarifangebot vorzulegen“, sagte Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen. „Wir haben einen langen Atem. Wenn die Warnstreiks die Arbeitgeber nicht erreichen, bleibt uns ab einem gewissen Punkt nur noch die Möglichkeit, die Auseinandersetzung zu eskalieren, um sie zum Einlenken zu bewegen.“  

Die nächste Stufe der Eskalation wären die 24-stündigen Warnstreiks, die die IG Metall erstmals sehr erfolgreich in der Tarifrunde 2018 gezündet hat. „Die Arbeitgeber können sich sicher sein, dass wir gut vorbereitet sind“, sagt Jan Otto. „Die Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben sind kampfbereit, das haben sie in den vergangenen Wochen mehr als deutlich gezeigt.“

Weitere Fotos und mehr Informationen zu den Warnstreiks der Alstom-Beschäftigten in Görlitz und Bautzen gibt es hier.

Frühschluss aller Schichten bei VW Zwickau – Angleichung Ost im Fokus
Ab 12 Uhr standen bei Volkswagen in Zwickau die Bänder still. Die Frühschicht stieg per Frühschluss – zwei Stunden vor dem eigentlichen Schichtende – in den Warnstreik ein. Auch die Spät- und Nachtschicht bei VW beteiligten sich an der Aktion, ebenso die Kolleginnen und Kollegen des Zulieferers Radsystem in unmittelbarer Nähe zum Zwickauer Fahrzeugwerk.

Per Feuer- und Beamershow sendeten die Kolleginnen und Kollegen am Abend ein kraftvolles Zeichen in Richtung Arbeitgeber. Es war in dieser Tarifrunde der erste Warnstreik der Zwickauer Kolleginnen und Kollegen von VW. Der erfolgte gleich kraftvoll, indem sich alle drei Schichten an einem Tag beteiligten. Aus gutem Grund. „Unser Thema Nummer eins ist die Angleichung Ost“, erklärte Uwe Kunstmann, VW-Betriebsrat, während der Aktion der Spätschicht. „Nach über 30 Jahren muss endlich das Thema Arbeitszeit geklärt werden. Wir arbeiten immer noch drei Stunden länger als unsere Kolleginnen und Kollegen im Westen. Das werden wir in dieser Tarifrunde ändern!“

Dass die Belegschaft zu 100 Prozent hinter den Forderungen der IG Metall steht, hat sie mit ihrem ersten Warnstreik eindrucksvoll bewiesen. „Die 100-prozentige Teilnahme am Warnstreik zeigt, unsere Mitgliedschaft steht“, sagte Benjamin Zabel, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Zwickau. „Gerade hier, wo zurzeit die modernsten Elektroautos von Volkswagen gefertigt werden, muss auch die Angleichung der Arbeitsbedingungen vollzogen werden.“

Forderungen der IG Metall in der Tarifrunde
Die IG Metall fordert für die rund 290.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Berlin, Brandenburg und Sachsen ein Volumen von vier Prozent, das optional für eine Entgelterhöhung oder zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden kann, sowie einen tariflichen Rahmen für betriebliche Zukunftstarifverträge. Außerdem fordert die IG Metall im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen ein Tarifliches Angleichungsgeld, um endlich erste Schritte in der Angleichung Ost voranzukommen. Zudem soll die Verbesserung der Übernahme der Auszubildenden sowie die Einbeziehung der dual Studierenden in den Tarifvertrag geregelt werden.

 

Von: tt

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