Aktiv aus der Krise: IG Metall-Tarifkommission der sächsischen Metall- und Elektroindustrie geht in die Offensive

27.04.2009 | Entlassungen verhindern - Arbeitsbedingungen sichern - Zukunftschancen schaffen: Diese Aspekte diskutierte die Tarifkommission der sächsischen Metall- und Elektroindustrie auf ihrer jüngsten Sitzung vorige Woche in Leipzig. Einmütig verabschiedeten die Mitglieder des Gremiums eine Resolution. Darin heißt es:

"Die aktuelle Krise hat in ihrer Dynamik und weltweiten Gleichzeitigkeit in der Nachkriegsgeschichte keinen Vergleich. Ein Ende ist heute nicht absehbar. In der Metall- und Elektroindustrie brechen die Umsätze, Erträge und Liquidität der Unternehmen dramatisch ein. Der Schutzschirm für Arbeitsplätze durch Kurzarbeit hält - aber die Arbeitgeberstimmen, „Entlassungen nicht ausschließen zu können“ häufen sich.

Dieser rasante Fall der Realwirtschaft wurde ausgelöst durch die tiefe Krise der seit Jahren deregulierten und unkontrollierten Finanzmärkte. Flankierend verschärft durch eine weitgehende Deregulierung des Arbeitsmarktes und den Aufbau prekärer Beschäftigungsverhältnisse. Tausende von Leiharbeitnehmern wurden auf die Straße gesetzt und somit zu den ersten Opfern der Krise.

Dass in der Krise Arbeitsplätze, Arbeitseinkommen und Arbeitsbedingungen bedroht sind, die Zukunftschancen von Jung und Alt infrage gestellt werden, ist aber kein Naturgesetz, sondern Folge kapitalistischer Krisendynamik. Wir wehren uns mit aller Kraft dagegen, das Arbeitgeber und Banken - oft unterstützt von falscher Politik - die Folgen der Krise einseitig auf Arbeitnehmer abwälzen (wollen).

Gegen die Krisenfolgen anzukämpfen ist momentan unsere zentrale gewerkschaftliche Aufgabe. Nicht wegducken, sondern offensiv Flagge zeigen heißt das Gebot der Stunde!

Unser wichtigstes Ziel: 2009 darf kein Jahr der Entlassungen werden!
Die Instrumente hierfür stehen zur Verfügung und müssen genutzt werden: Arbeitszeitkonten, Kurzarbeit, Qualifizierung, Rückführung von 40 Stunden-Verträgen, Absenkung der Arbeitszeit unter 38 Stunden.

Entlassungen zu vermeiden und zu verhindern ist kein Gnadenakt der Arbeitgeber, sondern mittelfristig auch betriebswirtschaftlich sinnvoll.

Solidarität organisieren
Die Kraft der IG Metall erwächst aus den Betrieben. Dort ist sie präsent, wenn es um Beschäftigungssicherung, Entgeltsicherung, Aus- und Weiterbildung, Ausstieg oder die Übernahme der Ausgebildeten geht. Gerade in der Krise brauchen wir eine offensive Gewerkschaftspolitik in den Betrieben.

Dazu gehören die Regelungen zur Sicherung von Standorten und Arbeitsplätzen. An erster Stelle steht jetzt die Sicherung der Handlungsfähigkeit, des Know-How und der Entwicklungsfähigkeit der Betriebe. Hauptaufgabe ist: Zeit gewinnen und Überreaktionen zu stoppen. Denn einmal vernichtete Potentiale sind verloren für die Herausforderung zur Zukunftsgestaltung! Es geht um die Sicherung von Beschäftigung, Betrieben, Industriestrukturen und es geht um die Erschließung von Zukunftsfeldern! Systemrelevant ist in Deutschland vor allem die Metall- und Elektroindustrie!

Trotz Trommelfeuer aus den Arbeitgeberverbänden bleiben wir bei unserer Auffassung, dass eine Verschiebung der nächsten Stufe der Tariferhöhung nicht notwendig ist. Sie ist falsch, weil damit die nötige Kaufkraftstärkung unterbleibt. Sie ist falsch, weil sie - bis auf Einzelfälle - keinen wirksamen Beitrag zur Problembehebung darstellt. Die Metall- und Elektroindustrie hat keine Probleme mit den Kostenstrukturen, sondern leidet unter einem massiven Nachfrageausfall.

Die Sicherung der Arbeitnehmereinkommen ist besonders in Krisenzeiten unerlässlich. Die M&E-Industrie in Sachsen braucht die Sicherung der Arbeitsplätze und Einkommen. Kurzarbeit besonders mit Zuschuss ist nicht nur die schlauere, sondern auch die kostengünstigere Alternative zu Entlassungen, insbesondere dann, wenn sie mit Qualifizierung verbunden wird. Damit leisten wir eine wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der regionalen Wirtschaft.

Wir handeln heute für die Zukunft:
* Dies beginnt mit der Sicherung der Erstausbildung und der anschließende Übernahme. Mit unserer „Operation Übernahme“ schaffen wir die Grundlage für Lebensplanung..
* In der Krise heißt Zukunftssicherung für uns, sinnvolle Qualifizierungsprojekte statt Entlassungen.
* Zukunftssicherung heißt für uns: Generationensolidarität! Wir brauchen neue Modelle für den Altersausstieg ohne Rente mit 67!
* Zukunft gestalten heißt gesetzliche und betriebliche Regelungen gegen die Ausweitung prekärer Beschäftigung nach der Krise zu treffen.
* Dem zunehmenden Druck auf Leistungsbedingungen und der Arbeitsverdichtung setzen wir unsere bezirkliche Initiative Arbeitszeit- und Leistungspolitik entgegen.

Wir Metaller treten aktiv für die Beschäftigteninteressen ein!
Gerade in der Krise setzen wir gegen die Vereinzelung die Kraft der Solidarität. Wir beteiligen Mitglieder und Beschäftigte. Sie sind Expertinnen und Experten in eigener Sache. Nur durch gemeinsames Handeln werden Beschäftigungssicherungs- und Zukunftskonzepte in den Betrieben und Regionen Wirklichkeit werden.

Veränderung der Rahmenbedingungen, die die Krise verursacht haben:
Wir werden nicht locker lassen, unser Mandat für wirksame Korrekturen und Reformen der Finanz- und Arbeitsmärkte, für mehr Mitbestimmung und für gerechtere Verteilung der Krisenlasten aktiv auszuüben.

Aktiv aus der Krise - Stärke zeigen!
Europaweiter Aktionstag: Am 16. Mai werden wir in Berlin und vielen anderen europäischen Städten gemeinsam demonstrieren!

Über den Schutzschirm für Arbeitsplätze wird auch am Wahltag entschieden. Deshalb machen wir Europa-, Landtags- und Bundestagswahl zu Entscheidungstagen für ein GUTES LEBEN.

Ein weiterer Schritt ist unsere Beteiligung bei der bundesweiten Befragung „Deine Stimme für ein GUTES LEBEN“ und der Großveranstaltung am 5. September in Frankfurt am Main.

IG Metall - verlässlich in schwieriger Zeit!
Diese Krise verlangt solidarische Lösungen, Gegenmacht und offensive Krisenstrategie. Der Schutzschirm für Beschäftigte kann um so breiter gespannt werden, je mehr IG Metall Mitglieder ihn halten. Aktiv aus der Krise - Gemeinsam für ein GUTES LEBEN!

Von: md

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