Digitalisierung/Gute Arbeit/Nahles

Andrea Nahles: Keine Deregulierung der Arbeit unter dem Vorwand der Digitalisierung

03.11.2015 | Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) will mit Blick auf die digitalisierte Arbeitswelt zügig einen gesetzlichen Rahmen entwickeln, mit dem die Sozialpartner erforderliche Flexibilisierungen betriebs- und branchenbezogen regeln können. Ihr Credo: Keine Deregulierung der Arbeitswelt unter dem Vorwand der Digitalisierung.

Ministerin Nahles: Geschäftsmodelle auf Kosten der Allgemeinheit sind nicht akzeptabel

Nahles will ihr Ziel zügig erreichen: »Es muss ja nicht wieder zehn Jahre dauern wie beim Mindestlohn«, sagte sie am Dienstag auf dem DGB-Kongress in Berlin. Politik, Gewerkschaften und Arbeitgeber debattieren derzeit einen »Flexibilisierungs-Kompromiss«, berichtete die Bundesministerin und betonte die Verantwortung der Sozialpartner. »Mit Gesetzen allein können wir die Herausforderung der neuen Arbeitsbedingungen in Industrie und Dienstleistung nicht meistern«, so Nahles.

 

Digitalisierung ist längst Realität

Die Digitalisierung der Arbeitswelt sei längst Realität, sagte Nahles und unterstrich: »Bisher hat der technische Fortschritt nicht zur Abschaffung der Arbeit geführt.« Es komme darauf an, diese im Sinne der Menschen zu gestalten.

 

Neue Flexibilität braucht neue Sicherheit

Neue Flexibilität brauche eine neue Qualität von Sicherheit für die Beschäftigten. Unter allen Bedingungen müsse Arbeit sicher und sinnstiftend sein, dürfe nicht krank machen und müsse den Beschäftigten die Möglichkeit geben mitzuhalten. Einer der Vorteile einer digitalisierten Arbeitswelt sei es, dass Arbeiten verschwinden, »denen niemand eine Träne nachweint«. Dass Roboter schwere körperliche Arbeiten verrichten, eröffne schon heute vielen Frauen die Chance auf gut bezahlte Arbeit in der Industrie – etwa im Automobilbau.

 

Mobiles Arbeiten neu gestalten: Gleitort ergänzt Gleitzeit

Im Bereich des mobilen Arbeitens könne mit vernünftigen Regelungen mehr Gerechtigkeit geschaffen werden, so Nahles. Eine beispielhafte Regelung aus der Automobilbranche definiert jetzt nicht nur Gleitzeit, sondern auch einen Gleitort. Damit würden etwa Arbeiten am Dienst-Laptop zu Hause oder unterwegs aus dem Status  unbezahlter Zusatzarbeit herausgeholt. »Genial«, sagte Nahles dazu und betonte das »Recht auf Abschalten« für alle.

 

Absage an »Plattform-Ökonomie« – Europäischen Weg beschreiten

Eine klare Absage erteilte die Bundesarbeitsministerin der so genannten Plattformökonomie, auch bekannt als Crowd-Working oder »Arbeit on demand«. Diese Arbeitsform mit einer großen Anzahl Kleinst-Selbstständiger, die in diesem System gezwungenermaßen vielfach Scheinselbstständige seien, »ist zwar enorm dynamisch, aber im Kern mit der sozialen Marktwirtschaft unverträglich, wie wir sie in Deutschland haben«, sagte Nahles.

 

Ist die digitalisierte Arbeitswelt überhaupt regulierbar?

Eindeutig ja, sagte die Ministerin auf die Frage einer Journalistin. »Demokraten bestimmen die Regeln ihres Zusammenlebens selbst, auch bezogen auf die Arbeitswelt.« Insofern sei die Digitalisierung regulierbar. Es gelte, die Bandbreite von der Flexibiisierung von Arbeit zu bestimmen. »Wir wollen einen eigenen europäischen Weg, der zur sozialen Marktwirtschaft, unserer Mitbestimmungskultur und zur Sozialpartnerschaft passt«, so Nahles.

 

 

 

 

 

 

 

Von: md

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