Tischlerhandwerk

Besser statt billiger – Tischlerhandwerk Berlin am Scheideweg

27.11.2015 | Am 3. Dezember wollen IG Metall und Tischlerinnung Berlin ihre Tarifverhandlungen fortsetzen, um den tariflosen Zustand zu beenden. Noch klemmte es gewaltig, weil die Berliner Innung bei den Auszubildenden die Urlaubsdauer sowie das Urlaubs- und Weihnachtsgeld nicht tariflich regeln will.

Foto: Fotolia, Walter Luger

Die Verhandlungen ziehen sich bereits über zwei Jahre und befinden sich jetzt in der entscheidenden Phase. "Wir haben die feste Absicht noch in diesem Jahr ein Ergebnis zu erzielen. Die Arbeitgeber müssen sich jetzt jedoch deutlich bewegen, sonst ist ein endgültiges Scheitern der Verhandlungen nicht auszuschließen. Besser statt billiger muss auch im Tischlerhandwerk Berlin gelten", sagte IG Metall-Verhandlungsführer Markus Plagmann.

Berlin ist bundesweit das einzige Bundesland im Tischlerhandwerk in dem keine tariflich geregelten Arbeitsbedingungen gelten. Hier kann jeder Betrieb machen was er will. Damit gibt es auch keinen Schutz vor Schmutzkonkurrenz. Statt über einen gesunden Wettbewerb werden schlechte Löhne und miese Arbeitsbedingungen benutzt, um die Preise zu drücken.

Tarifpaket rückt in greifbare Nähe

Urlaubsdauer, Weihnachtsgeld, Arbeitszeit, Überstundenreglungen usw. müssen jetzt die nächsten Verhandlungen bringen. Billiger statt besser muss auch im Tischlerhandwerk Berlin vorüber sein. Denn im gesamten Ostdeutschland hat die IG Metall mit den Arbeitgebern bereits 2012 neue, moderne Entgelt- und Rahmenverträge ausgehandelt.

Für die IG Metall ist das ein wichtiger Schritt zur Normalisierung und Zivilisierung des Handwerks. Der letzte gültige Tarifvertrag ist aus dem Jahr 1993, abgeschlossen mit der Gewerkschaft Holz und Kunststoff, die mit der IG Metall fusionierte, waren völlig veraltet. Auch die Einkommen haben sich kaum nennenswert entwickelt.

 

Das Tischlerhandwerk steht vor einem sehr wichtigen Schritt zu rechtssicheren Tarifverträgen. „Der Tischlerberuf kann mit verlässlichen Einkommen und guten Rahmenbedingungen in der Ausbildung wieder für viele junge Menschen attraktiv und vor allem finanziell zukunftsfähig werden. Wir gehen fest davon aus, dass in Kürze für die Gesellen faire Verträge in Berliner Tischlerhandwerk zustande kommen,“ so Plagmann.

 

Das Tischlerhandwerk zählt bundesweit mit über 200.000 Beschäftigten zum viertwichtigsten Handwerksbereich und erwirtschaftet ca. 17 Mrd. Euro. In Ostdeutschland arbeiten rund 32.000 Beschäftigte in über 6.000 Betrieben, davon ca. 4.500 in Berlin. Der Anteil der Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung ist mit 68 Prozent deutlich höher als in der Gesamtwirtschaft (60 Prozent).

Von: bg

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