Let's make money: Aufrüttelnder Dokumentarfilm startet in den Kinos

30.10.2008 | Die meisten von uns wissen nicht, wo ihr Geld ist. Sicher ist nur: Es ist nicht auf der Bank, der wir es zur Verwahrung anvertraut haben. Die hat es nämlich in den Kreislauf des globalen Geldmarkts eingespeist.

Nach We Feed the World, der spektakulären Dokumentation über unsere Nahrungsmittel, hat der Filmemacher Erwin Wagenhofer einen neuen aufrüttelnden Dokumentarfilm für das Kino gedreht: In Let's make money folgt er der Spur unseres Geldes im weltweiten Finanzsystem. Wagenhofer blickt hinter die Kulissen der bunten Prospektwelt von Banken und Versicherern.

 

Was hat unsere Altersvorsorge mit der Immobilienblase in Spanien zu tun? Wir müssen dort kein Haus kaufen, um dabei zu sein. Sobald wir ein Konto eröffnen, klinken wir uns in die weltweiten Finanzmärkte ein - ob wir wollen oder nicht. Die Bank speist unser Guthaben in den globalen Geldkreislauf ein.

 

Ob unsere Bank das Geld an einen spanischen Bauentwickler verleiht? Wir Kunden wissen es nicht. Möglicherweise leihen Banken, Versicherer oder Pensionsfonds unser Geld auch an einen Spekulanten. Wo unser Schuldner lebt und was er tut, um uns die Zinsen zu bezahlen, bleibt im Verborgenen. Die meisten von uns interessiert es auch nicht, weil wir gerne dem Lockruf der Banken folgen: "Lassen Sie ihr Geld arbeiten!" Doch Geld kann nicht arbeiten: Das können nur Menschen, Tiere oder Maschinen.
 
Let's make MONEY folgt dem Weg unseres Geldes, dorthin, wo spanische Bauarbeiter, afrikanische Bauern oder indische Arbeiter unser Geld vermehren und selbst arm bleiben. Der Film zeigt uns die gefeierten Fondsmanager, die das Geld ihrer Kunden jeden Tag aufs Neue anlegen. Zu sehen sind Unternehmer, die zum Wohle ihrer Aktionäre ein fremdes Land abgrasen, solange die Löhne und Steuern niedrig und die Umwelt egal ist. Wir erleben die allgegenwärtige Gier und die damit verbundene Zerstörung, die mit unserem Geld stattfindet.

 

Der Film zeigt uns mehrere Ebenen des Finanzsystems. Wir erfahren auch, warum es auf dem Globus zu einer unglaublichen Geldvermehrung gekommen ist. Wir lernen deren Konsequenzen für unser Leben kennen. Täglich fließen Milliardensummen mit Lichtgeschwindigkeit um den Globus, die möglichst hoch verzinst werden sollen.

 

Let's make MONEY zeigt uns einige Zwischenstationen wie Jersey. Warum ist die Kanalinsel das reichste Land Europas? Steueroasen nutzen Konzerne und Reiche, um Steuern zu sparen. Bislang hat die Politik dies nicht verhindert. Dabei setzen die Regierungen die Spielregeln für das weltweite Geldsystem fest. Seit den 70er Jahren erleichterten sie den Geldfluss und schufen so die Grundlage für den Boom der weltweiten Finanzindustrie mit ihren Zentren in London, New York oder Frankfurt.

 

Es ging dabei immer um Interessen von wenigen Mächtigen. So konnten der Internationale Währungsfonds und die Weltbank vielen Entwicklungsländern eine Privatisierung von Altersvorsorge, Stromerzeugern oder Baumwollfabriken aufzwingen, nachdem deren Regierungen durch eine hohe Verschuldung erpressbar geworden waren. Dies eröffnet neue Anlagemöglichkeiten für unser Geld. Doch dieser "Ausverkauf" von sozialen Errungenschaften wie Gesundheitssystem, Pensionswesen, Energieversorgung und öffentlicher Verkehr passiert nicht nur in der fernen "dritten" Welt. Wir alle sind direkt davon betroffen.  Und genau davon handelt der Film.
 
Fazit: Wir erleben keine Finanzkrise, sondern eine Gesellschaftskrise - die wir mit unserem Geld beeinflussen können. www.letsmakemoney.de
 
 
Regisseur Erwin Wagenhofer
Erwin Wagenhofer ist seit 1987 als freischaffender Autor und Filmemacher tätig. 2005 realiserte er mit We feed the world - Essen global (www.essen-global.de) den erfolgreichsten österreichischen Dokumentarfilm aller Zeiten, der auch in Deutschland 400 000 Kinobesucher beeindruckte. Ausgezeichnet wurde WE FEED THE WORLD in Deutschland u.a. mit dem Gilde Filmpreis 2006 für den besten Dokumentarfilm.

Von: md

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