Neue Studie: Ostdeutscher Maschinenbau auf Wachstumskurs - Niedriglohnstrategie erhöht Abwanderungsdruck

20.03.2007 | Der Maschinenbau in Ostdeutschland hat den Restrukturierungsprozess der Nachwendezeit hinter sich gebracht und ist auf einen stabilen Wachstumspfad eingeschwenkt. Das geht aus einer von der Otto-Brenner-Stiftung der IG Metall in Auftrag gegebenen Studie des IMU-Instituts in Berlin hervor.

Der Studie "Die Struktur des Maschinenbaus in Ostdeutschland" zufolge hat sich die Branche seit Mitte der 90er Jahre zu einer konkurrenzfähigen Kernbranche der Industrie in Ostdeutschland entwickelt.

Für weiteres Wachstum müsse der Maschinenbau in Ostdeutschland der Studie zufolge insbesondere den sich abzeichnenden Mangel an Fachkräften und die unzureichende Eigenkapitalausstattung vieler Maschinenbauunternehmen bewältigen.

 

Der Bezirksleiter der IG Metall Berlin Brandenburg Sachsen, Olivier Höbel, forderte angesichts der Untersuchungsergebnisse die Maschinenbaubetriebe auf, schon jetzt mehr für betriebliche Weiterbildung und Personalentwicklung zu tun, um der Fachkräftelücke zu begegnen. „Wenn der ostdeutsche Maschinenbau nicht seine Zukunftschancen verspielen will, muss die Branche jetzt die Weichen für den Ausbau eines qualifizierten Fachkräftepotenzials stellen. Dazu gehört neben der beruflichen Erstausbildung und der Weiterbildung auch die Steigerung der Attraktivität der Arbeitsplätze, um der Abwanderung qualifizierter Fachkräfte zu begegnen“, sagte Höbel.

 

Eine Absage erteilte der Gewerkschafter in diesem Zusammenhang der bisher von den Unternehmen verfolgten Niedriglohnstrategie.

 

Der Druck auf die Einkommen der Beschäftigten sei nicht nur völlig ungeeignet zur Behebung der Finanzierungsprobleme der Maschinenbaubetriebe, sondern erhöhe sogar den Abwanderungsdruck auf insbesondere junge Fachkräfte. „Gute Arbeit verdient gutes Entgelt. Das muss auch für Metaller in Ostdeutschland gelten“, betonte Höbel.

Um den Innovations- und Wachstumspfad des ostdeutschen Maschinenbaus fortzuführen spricht sich die Branchenanalyse der Otto-Brenner-Stiftung für eine öffentliche Unterstützung der Unternehmen im Rahmen der neuer Finanzierungsinstrumente des Bundes (z.B. über die Kreditanstalt für Wiederaufbau, KfW) und der geeigneter Landesprogramme aus. Zukünftig sollte aber der Einsatz öffentlicher Finanzierungsinstrumente ebenso wie die Gewährung von Investitionszulagen an den Nachweis gesetzlich und tariflich normierter Arbeitsverhältnisse und Beschäftigungswachstum gebunden werden.

 

Schon heute weise der Maschinenbau mit einem Anteil von 44 Prozent der Beschäftigten, die älter als 46 Jahre alt sind, eine ungünstige Alterstruktur auf. In der gesamten Industrie mache diese Altersgruppe nur 40 Prozent der Beschäftigten aus.

 

Im Zuge der industriellen Anpassung des Maschinenbaus in Ostdeutschland wurden Maschinen und Anlagen grundlegend erneuert und modernisiert. In der Folge verzeichnet der ostdeutsche Maschinenbau bereits seit 1997 höhere Wachstumsraten als die Branche im Westen. Die auf 38 Prozent (Stand 2005) gestiegene Exportquote unterstreicht nach Ansicht der Autoren der Studie die Konkurrenzfähigkeit der Branche auch auf dem Weltmarkt.

 

Nach der Wende stürzte die Zahl der Beschäftigten in der ostdeutschen Traditionsbranche von ehemals 320.000 bis 1997 auf nur noch gut 67.000 ab. Seitdem ist die Beschäftigung moderat gestiegen, sie liegt heute bei rund 81.000. Der Anstieg blieb allerdings weit hinter der Umsatzentwicklung zurück.

 

Von: mr

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