Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie

475 Beschäftigte sorgten für viel Bewegung in Berlin und Sachsen

17.03.2021 | 475 Metallerinnen und Metaller in Berlin und Sachsen zeigten den Arbeitgebern am 16. März, wie Bewegung aussieht. Sie gingen in den Warnstreikmodus, um sich mit kreativen Aktionen unmissverständlich hinter die Forderungen der IG Metall in der laufenden Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie zu stellen. In den Verhandlungen herrscht nach wie vor Stillstand, die Arbeitgeber sind bislang unbeweglich.

... demonstrierten mit einem Warnstreik für ihre Forderungen in der Tarifrunde.

50 Kilometer entfernten legten die Metallerinnen und Metaller bei der Bahntechnik in Brand-Erbisdorf die Arbeit nieder, um den Arbeitgebern zu zeigen, wie Bewegung aussieht. Fotos (3): IG Metall

9.15 Uhr legten 40 Beschäftigte von Kirow Ardelt in Leipzig die Arbeit nieder.

Ihre Botschaft ist eindeutig: „Zukunft gibt es nur mit uns!“ Fotos (2): IG Metall

Steffen Reißig, Gewerschaftssekretär der IG Metall Leipzig, begleitete den virtuellen Warnstreik der Still-Beschäftigten. Foto: IG Metall

Fotoaktion der Still-Beschäftigten zur Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie

Aktive Mittagspause bei Francotyp Postalia und FP Inovolabs in Berlin – Foto: Christian von Polentz/transitfoto.de

Pünktlich um 8.30 Uhr legten 150 Beschäftigte der Frühschicht Vitesco Technologies in Limbach-Oberfrohna ihre Arbeit nieder. Zwei Stunden später und 50 Kilometer entfernt taten es ihnen 35 Beschäftigten der Frühschicht der Bahntechnik in Brand-Erbisdorf gleich.
Die Metallerinnen und Metaller des größeren Automobilzulieferers und des kleineren Zulieferers für die Bahnindustrie demonstrierten unmissverständlich, dass sie hinter den Forderungen der IG Metall stehen.

„Was wir schnell brauchen, ist ein wirkliches Angebot der Arbeitgeber, das auch die Belastungen der Beschäftigten in Zeiten der Pandemie wertschätzt“, sagte Mario John, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Chemnitz. „Für uns ist unser Tarifvertrag auch kein Einheitsbrei oder eine Einheitsgröße, der wohlmöglich niemand schmeckt oder die nicht passt. Im Gegenteil, er ist und bleibt das stabile Fundament für gute Arbeit. So wie er von uns heute bereits gelebt wird, ist er flexibel genug. Wir brauchen keine weiteren Differenzierungen bei den Sonderzahlungen oder gar beim Entgelt.“

Solidarische Unterstützung erhielten die Kolleginnen und Kollegen von Vitesco und Bahntechnik von anderen Betrieben. So waren zum Beispiel Vertreter von Siemens in Limbach-Oberfrohna und von Bharat Forge Aluminiumtechnik in Brand-Erbisdorf vor Ort.

Mehr zu den Warnstreiks in Limbach-Oberfrohna und Brand-Erbisdorf ist auf der Internetseite der IG Metall Chemnitz zu finden.

Leipziger Warnstreiks – virtuell und in Präsenz
Warnstreiks können viele Gesichter haben – auch online können die Kolleginnen und Kollegen sich versammeln und gemeinsam für ihre Forderungen in der Tarifrunde kämpfen.  Wie das geht, haben rund 120 Beschäftigte der Still Hauptniederlassung Berlin-Leipzig, der Still Niederlassung Leipzig und Still Zentrales Backoffice Leipzig gezeigt. Sie waren in der Mittagszeit dem Aufruf der IG Metall Leipzig zum virtuellen Warnstreik gefolgt, um im virtuellen Kundgebungsraum Geschlossenheit zu demonstrieren. Als Gast schaltete sich Andreas Eben, Betriebsrat vom Still Stammhaus aus Hamburg ein. Er berichtete von den Tarifverhandlungen.

Die IG Metall Leipzig informiert auf ihrer Internetseite über den virtuellen Warnstreik.

Einen fast normalen Warnstreik legten die 40 Beschäftigten von Kirow Ardelt hin, sie trafen sich ganz real zum Warnstreik vor dem Werktor von Kirow in Ardelt, hielten aber Abstand und trugen Maske, daher nur "fast normal". Um 9.15 Uhr sorgten sie dafür, dass draußen vor dem Tor mehr Bewegung war als drinnen in der Produktion, schließlich gilt es, den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen, damit diese endlich auch zu Bewegung bereit sind – am Verhandlungstisch.

Hier gehts zum Bericht über den Kirow-Warnstreik auf der Internetseite der IG Metall Leipzig.

Menschenkette vor dem Firmensitz von Francotyp Postalia in Berlin
Mehr als 100 Beschäftigte von Francotyp Postalia (FP) und FP Inovolabs in Berlin legten eine aktive Mittagspause ein und bildeten ab 12 Uhr vor dem Firmensitz an der Prenzlauer Promenade eine Menschenkette. Sie demonstrierten gegen das „Geschenk“, das die neue Geschäftsführung zum Antritt mit ihm Gepäck hat. Die nämlich will sich erst einmal 50 der 300 Arbeitsplätze am Standort Berlin sparen. Was die Belegschaft davon hält, war am Mittag mehr als deutlich zu sehen.

IG Metall-Fahnen, Trillerpfeifen und kämpferische Reden beherrschten das Bild vor dem Betriebsgebäude. Die vermeintlichen Kündigungen schickten die Beschäftigten im  A3-großen-Format symbolisch an die Geschäftsführung zurück.

„Herz und Know-how der Firmen liegen in den Belegschaften und nicht bei den Managern mit kurzlaufenden Verträgen und dem Streben nach kurzfristiger Profitmaximierung“, sagte Claus-Peter Schuster, der Vorsitzende des Gemeinschaftsbetriebsrats. „Was wir brauchen, ist ein funktionierendes, profitables Kerngeschäft. Das klassische Geschäft hat bei FP über Generationen das Geld erwirtschaftet, das dann durch Fehleinschätzungen und Fehlplanungen wieder verbrannt oder abgezweigt wurde.“

Eine Zukunft, das stellte Thomas Weber, für Francotyp Postalia zuständiger Gewerkschaftssekretär der IG Metall Berlin, klar, hat das Unternehmen nur mit den Beschäftigten und nicht „gegen sie“, so Thomas Weber: „Mit der Aktion machen wir deutlich, dass wir für den Erhalt der Arbeitsplätze kämpfen und uns gemeinsam für gute Tarifbedingungen einsetzen.“

Weitere Informationen und mehr Fotos von der aktiven Mittagspause der Kolleginnen und Kollegen bei Francotyp Postalia gibt es auf der Homepage der IG Metall Berlin.

Forderungen der IG Metall in der Tarifrunde
Die IG Metall fordert für die rund 290.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Berlin, Brandenburg und Sachsen ein Volumen von vier Prozent, das optional für eine Entgelterhöhung oder zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden kann, sowie einen tariflichen Rahmen für betriebliche Zukunftstarifverträge. Außerdem fordert die IG Metall im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen ein Tarifliches Angleichungsgeld, um endlich erste Schritte in der Angleichung Ost voranzukommen. Zudem soll die Verbesserung der Übernahme der Auszubildenden sowie die Einbeziehung der dual Studierenden in den Tarifvertrag geregelt werden.

 

 

Von: tt

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