16.03.2021 | Stillstand herrschte am 15. März in der Mittagszeit nur in der Produktion der Leichtmetallgießerei Handtmann in Annaberg-Buchholz. Draußen war mächtig was los: Rund 100 Beschäftigte der Früh- und Spätschicht haben die dritte Warnstreikwoche im Bezirk eingeläutet – mit Abstand und Anstand.
Weder Regen noch Schnee und auch nicht das schriftliche Verbot des Arbeitgebers, das Betriebsgelände zu betreten, das kurz vor dem Warnstreikstart erteilt worden war, konnte die Kolleginnen und Kollegen aufhalten. Im Gegenteil: Ein solches Verhalten fachte die ohnehin schon vorhandene Wut auf den Arbeitgeber eher weiter an. Sie protestierten am Montag mit ihrem Warnstreik nicht nur gegen die festgefahrenen Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie, sondern auch gegen das aktuelle Vorhaben des Arbeitgebers, die Leistungszulage von durchschnittlich 16,5 Prozent auf 10 Prozent abzusenken.
„Für die Pläne des Arbeitgebers, diese Leistungszulage abzusenken, fehlt mir jedes Verständnis“, sagte Florian Hartmann, zuständiger Gewerkschaftssekretär der IG Metall Zwickau. „Handtmann braucht Leistung und die Kolleginnen und Kollegen erbringen Leistung. Das ist ein unnötiger Konflikt, der schnell beigelegt werden muss.“
Thomas Knabel, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Zwickau, bewertete den Warnstreik als vollen Erfolg, von dem ein Signal für die gesamte Region ausgeht. „Nur gemeinsam können wir die Arbeitsbedingungen im Erzgebirge voranbringen“, rief Thomas Knabel den Kolleginnen und Kollegen zu.
Die Geschäftsführung indes beobachte während des Warnstreiks in einem Auto sitzend von einem Parkplatz aus, ob sich die Warnstreikenden auch an das Betretungsverbot hielten. Dabei dürfte ihr die Entschlossenheit der Kolleginnen und Kollegen, für die Forderungen der IG Metall in der Tarifrunde und für die Lösung des innerbetrieblichen Konflikts zu kämpfen, nicht entgangen sein.
Weitere Fotos und Informationen zum Warnstreik bei Handtmann gibt es auf der Homepage der IG Metall Zwickau.
Forderungen der IG Metall in der Tarifrunde
Die IG Metall fordert für die rund 290.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Berlin, Brandenburg und Sachsen ein Volumen von vier Prozent, das optional für eine Entgelterhöhung oder zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden kann, sowie einen tariflichen Rahmen für betriebliche Zukunftstarifverträge. Außerdem fordert die IG Metall im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen ein Tarifliches Angleichungsgeld, um endlich erste Schritte in der Angleichung Ost voranzukommen. Zudem soll die Verbesserung der Übernahme der Auszubildenden sowie die Einbeziehung der dual Studierenden in den Tarifvertrag geregelt werden.