Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie

Warnstreiks: Es brodelt überall! Der Bezirk ist mächtig in Bewegung

23.03.2021 | Metallerinnen und Metaller im Bezirk haben am 23. März den Druck kraftvoll erhöht. Mit Warnstreiks, Autokorsos und Aktionen haben die Beschäftigten ihrem Unmut über die Nullnummer der Arbeitgeber einmal mehr Luft gemacht und sie zum Umdenken aufgefordert.

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Treffpunkt Olympiastadion: Rund 1000 Beschäftigte aus mehr als 25 Betrieben trafen am Mittag mit rund 550 Pkw, die sie über drei Routen nach Charlottenburg geführt hatten, zur zentralen Kundgebung ein. Foto: Christian von Polentz/transitfoto.de

Mehr als 350 Beschäftigte beteiligten sich in Brandenburg an der Havel am Fahrzeugkorso per Auto oder Fahrrad.

Entschlossen für ihre Forderungen in der Tarifrunde – Fotos (2): Volker Wartmann

Zum zweiten Mal legten die Kolleginnen und Kollegen der Bahntechnik in Brand-Erbisdorf ihre Arbeit nieder. Foto: IG Metall

Auch die Beschäftigten von Vitesco Technologies in Limbach-Oberfrohna traten zum zweiten Mal in den Warnstreik. Foto: IG Metall

Warnstreik bei Mahle in Reichenbach

Zum zweiten Mal legten die Kolleginnen und Kollegen bei Mahle in Reichenbach in dieser Tarifrunde die Arbeit vorübergehend nieder. Fotos (2): Igor Pastierovic

Warnstreik bei Salzgitter Hydroforming in Crimmitschau

Entschlossen und geschlossen für die Forderungen der IG Metall in der Tarifrunde: die Beschäftigten bei Salzgitter Hydroforming – Fotos (2): Igor Pastierovic

Mächtig was los war am Mittag auf den Straßen in Berlin. Auf drei Routen cruisten mehr als 500 mit IG Metall-Fahnen geschmückte Autos über die Straßen der Hauptstadt, um aktiv und weithin sichtbar für ihre Forderungen in der Metall- und Elektroindustrie zu demonstrieren. Rund 1000 Beschäftigte aus rund 30 Betrieben beteiligten sich am Autokorso, dessen Ziel das Olympiastadion in Charlottenburg war.

Es ist hohe Zeit für die Arbeitgeber, sich zu bewegen. Wir warten immer noch auf ein ernstzunehmendes Angebot und einen vierten Verhandlungstermin mit den beiden Arbeitgeberverbänden in unserem Bezirk", sagte Birgit Dietze, Bezirksleiterin der IG Metall in Berlin-Brandenburg-Sachsen, am Dienstag. "Unsere Kolleginnen und Kollegen beweisen jeden Tag, dass sie auch in Coronazeiten alles am Laufen halten."

„Der Arroganz des hiesigen Arbeitgeberverbandes haben wir mit dem Autokorso unser Zeichen der gemeinsamen Kraft der Berliner Betriebe entgegengesetzt. Wir fordern endlich klare Angebote für unsere Forderungen“, appellierte  Regina Katerndahl, die Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Berlin an die Arbeitgeber.

Weitere Infos vom „Super Tuesday" auf Berlins Straßen und mehr Fotos sind auf der Internetseite der IG Metall Berlin zu finden.

Protest per Fahrzeugkorso in Brandenburg an der Havel
Per Fahrzeugkorso trugen am Mittag die Beschäftigten von ZF Getriebe und Heidelberger Druckmaschinen ihren Protest auf die Straße in Brandenburg an der Havel. Unterstützt wurden sie dabei von den Kolleginnen und Kollegen der Brandenburger Elektrostahlwerke (BES), die in der Tarifrunde der ostdeutschen Stahlindustrie Seite an Seite mit den Beschäftigten für die Forderungen der IG Metall eintreten und darum kämpfen, dass ihr Arbeitgeber in den Arbeitgeberverband eintritt.  Rund 150 Pkw und mehr als 100 Fahrräder sorgten so am Mittag für einige Verzögerungen auf den Straßen Brandenburgs.

Der Autokorso setzte sich um 12 Uhr mit den Beschäftigten bei Heidelberger Druckmaschinen in Bewegung. Von dort ging es weiter zu BES, anschließend wurden die Fahrzeuge von ZF Getriebe in den Fahrzeugkorso eingegliedert. Der Konvoi sorgte für einige Verzögerungen auf den Straßen Brandenburgs, wer nicht zum Tross gehörte, brauchte schon einiges an Geduld, ehe die mit roten IG Metall-Fahnen geschmückten Fahrzeuge den Festplatz am Wiesenweg erreicht hatten.

Dort fand die zentrale Kundgebung der IG Metall mit den am Warnstreik beteiligten Betrieben im Autokinoformat statt. Deutlich wurde dabei einmal mehr, dass insbesondere die Angleichung Ost den Metallerinnen und Metallern unter den Nägeln brennt.

„Für die Angleichung ist es nicht nur Zeit, sie ist längst überfällig. Darum stehen wir heute hier und an anderen Orten in Berlin und Brandenburg zusammen und setzen ein deutliches Zeichen. Das ist geballte Power, die wir den Arbeitgebern entgegegensetzen“ sagte Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Potsdam. „Schluss mit der ostdeutschen Spardose und der Mitnahmementalität der Arbeitgeber!“

ZF und Heidelberger Druck haben in dieser Tarifrunde bereits zum zweiten Mal ihre Arbeit niedergelegt. Aus gutem Grund, wie Sandro Hoffmann, Betriebsratsvorsitzender bei ZF erklärte. „Geld ist bei den Unternehmen genug da, trotzdem halten die Arbeitgeber die Taschen zu. Das nehmen wir nicht hin“, so Sandro Hoffmann. „Die Arbeitgeber verweigern Lösungen, verweigern Bewegung und verweigern Kreativität. Der Arbeitgeberverband muss endlich wissen, was die Stunde geschlagen hat.“

Zum Video über den Fahrzeugkorso in Brandenburg an der Havel geht es hier.

Weitere Infos und Fotos gibt es auf der Internetseite der IG Metall Potsdam.

Autokorso in Ludwigsfelde
„Zusammen in Bewegung" lautete das Motto des Warnstreiks am Nachmittag in Ludwigsfelde. Und es war mächtig was in Bewegung. Kolleginnen und Kollegen von Mercedes-Benz Ludwigsfelde, Gestamp-Umformtechnik und der MTU haben für einigen Verkehr in Ludwigsfelde gesorgt. Per Autokorso ging es durch den Industriepark und durch die Stadt.

„Wir haben den Verkehr ein bisschen lahmgelegt, um zu zeigen: Wenn sich die Arbeitgeber nicht bewegen, wir können das", sagte Florian Scharf, Metaller und Betriebsrat bei Mercedes-Benz in Ludwigsfelde. „Es hat gereicht, um richtig Eindruck zu machen. Die Stadt hat gesehen, dass wir was vorhaben."

Was sie vorhaben, fasste Mathias Martens, ehrenamtlicher Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Ludwigsfelde und Betriebsratsvorsitzender bei Gestamp, in einem Satz zusammen: „Die Angleichung der Arbeitsverhältnisse hier im Osten – das geht nur mit Druck und das geht nur gemeinsam."

Mehr Eindrücke vom rollenden Warnstreik in Ludwigsfelde gibt es im Video.

Zweiter Warnstreik bei Vitesco Technologies und Bahntechnik
Im Abstand von 30 Minuten legten am Morgen die Beschäftigten von Vitesco Technologies in Limbach-Oberfrohna und der Bahntechnik in Brand-Erbisdorf die Arbeit nieder, beide bereits zum zweiten Mal in der laufenden Tarifrunde. Und sie haben den Hammer nicht zum letzten Mal fallen lassen, sollten die Arbeitgeber nicht endlich ihre Verweigerungstaktik beenden.

„Bei Vitesco in Limbach-Oberfrohna arbeiten rund 1200 Beschäftigte in drei Schichten. Bei der Bahntechnik stehen 100 Beschäftigte überwiegend im Schichtbetrieb in Lohn und Brot“, sagte Mario John, Erster Bevollmächtigter der IG Metall. „Für beide Standorte gilt: Den guten Job, den sie im Betrieb machen, der wird durch ihren Tarifvertrag zur guten Arbeit! Heute stehen sie vor dem Werktor, damit sie auch morgen noch gute Arbeit haben. Und egal, ob groß oder klein in der Anzahl der Beschäftigten: beide Belegschaften haben heute wieder hervorragend geliefert.“

Warnstreiks bei Mahle Reichenbach und Salzgitter Hydroforming in Crimmitschau
Ein deutliches Signal ihrer Entschlossenheit setzten einmal mehr auch die Kolleginnen und Kollegen des Mahle-Standorts Reichenbach – coronakonform mit Maske und reichlich Abstand.

Die Luft brannte förmlich am kalten Feld, denn der Konzern droht mit der Verlagerung wichtiger Öfen, der Druck bei Mahle steigt. Laut hörbar artikulierten die Metallerinnen und Metaller bei ihrem zweiten Warnstreik in dieser Tarifrunde, dass sie konstruktive Lösungen für ihre eigene Situation erwarten und Antworten auf ihre Forderungen in der Tarifrunde.  Für die Beschäftigten gilt die Losung: Zukunft oder Widerstand! Sie ließen keinen Zweifel daran, dass sie es nicht länger hinnehmen, dass die Pandemie für die Arbeitgeber als Ausrede dient. Sollten die Arbeitgeberverbände sich am Verhandlungstisch nicht endlich bewegen, so die Botschaft, werden weitere Warnstreiks folgen. Die sind bereits in Vorbereitung, Corona hält die Kolleginnen und Kollegen nicht auf. Gemeinsam mit ihrer IG Metall sind sie handlungsfähig.

Am Montag hatten auch die Beschäftigten von Salzgitter Hydroforming in Crimmitschau mit einem Warnstreik den Arbeitgebern die rote Karte gezeigt und ein kraftvolles Zeichen gesetzt.

Forderungen der IG Metall in der Tarifrunde
Die IG Metall fordert für die rund 290.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Berlin, Brandenburg und Sachsen ein Volumen von vier Prozent, das optional für eine Entgelterhöhung oder zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden kann, sowie einen tariflichen Rahmen für betriebliche Zukunftstarifverträge. Außerdem fordert die IG Metall im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen ein Tarifliches Angleichungsgeld, um endlich erste Schritte in der Angleichung Ost voranzukommen. Zudem soll die Verbesserung der Übernahme der Auszubildenden sowie die Einbeziehung der dual Studierenden in den Tarifvertrag geregelt werden.

 

Von: tt

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