Vertrauensleutewahlen 2024

„Wir Vertrauensleute stärken die Durchsetzungsfähigkeit der IG Metall“

27.03.2024 | Am 26. Juni 2024 wählen die IG Metall-Mitglieder am Alstom-Standort Hennigsdorf ihre IG Metall-Vertrauensleute im Betrieb. Für Tobias Hoheisel ist es eine Selbstverständlichkeit, sich als Kandidat zur Wahl zu stellen. Seit dem ersten Tag seiner Ausbildung ist er Feuer und Flamme für die gewerkschaftliche Sache. Was ihn motiviert und antreibt, erklärt er im Interview.

Tobias Hoheisel (3.v.l.) und seine VL-Kolleginnen und Kollegen bei Alstom in Hennigsdorf: Sie zeigen Präsenz im Betrieb, mobilisieren die Beschäftigten, um gemeinsam gute Lösungen in herausfordernden Zeiten zu gehen. Foto: privat/IG Metall

Tobias, warum bist Du gewerkschaftlich aktiv?
Ich bin im Grunde seit Beginn meiner Ausbildung gewerkschaftlich engagiert. Bereits am Wochenende vor meinem Ausbildungsbeginn habe ich am Begrüßungscamp der IG Metall Oranienburg-Potsdam für die neuen Auszubildenden teilgenommen. Dort habe ich viel über die Aufgaben und Aktivitäten der IG Metall, ihre Organisation und Gremien erfahren und gelernt. Mir wurde klar, dass diese großen Erfolge nur durch eine große und starke IG Metall-Gemeinschaft zustande kommen konnten. Uns Teilnehmenden wurde nahegebracht, dass die IG Metall eine Mitmachgewerkschaft ist und alle eingeladen sind, sich zu engagieren und die gewerkschaftliche Arbeit mitzugestalten. Des Weiteren habe ich auf dem IG Metall-Camp viele coole, junge Leute aus anderen Betrieben kennengelernt. Wir haben die Möglichkeit genutzt, uns gleich mehr oder weniger miteinander zu vernetzen. Uns allen war nach diesem Wochenende klar: Gemeinsam mit der IG Metall haben wir die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen, die Arbeitsbedingungen in unseren Betrieben mitzugestalten und gegen bestehende Ungerechtigkeiten anzugehen.

Wie hast Du Dich in die IG Metall eingebracht?
Während meines ersten Ausbildungsjahres fanden die Wahlen der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) statt. Ich habe mich aufstellen lassen und gleich die zweitmeisten Stimmen bekommen, obwohl mich kaum jemand kannte. Als der erste Vorsitzende sein Amt niederlegte, bin ich aufgerückt. 2014 habe ich erfahren, dass der Ortsjugendausschuss (OJA) der IG Metall Oranienburg-Potsdam sehr aktiv ist und weitere Mitstreiter sucht. Weil sich im Laufe der Zeit zunehmend mehr junge Menschen aus dem Einzugsbereich der IG Metall Oranienburg engagierten, fanden die Treffen monatlich in Hennigsdorf und Potsdam statt. Zuvor tagte der OJA ausschließlich in Potsdam. Einige Jahre war ich auch Mitglied und Vorsitzender der Konzern-Gesamt-JAV. 2020 wurde ich in den Ortsvorstand der IG Metall Oranienburg gewählt. In dieser Zeit ging ich langsam auf die 30 zu. Da wurde es langsam Zeit, den Jüngeren das Zepter zu übergeben. Ich habe mich dann zunehmend mehr bei den Vertrauensleuten eingebracht.

Am Alstom-Standort Hennigsdorf gibt es seit Ende 2019 Vertrauensleutestrukturen. Was haben die Vertrauensleute an Eurem Standort seitdem bewirken können?
Nach meiner Einschätzung eine ganze Menge. Mit den Jahren ist die Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat zunehmend enger geworden. Die Betriebsratsschultern allein sind mit den zahlreichen Aufgaben an unserem Standort überlastet. Wir Vertrauensleute unterstützen beispielsweise bei Aktionen wie Warnstreiks und Kundgebungen. Wir versuchen, unsere Kolleginnen und Kollegen für die gewerkschaftliche Sache zu mobilisieren. Das hat in den vergangenen Jahren zunehmend besser funktioniert.

Erzähl mal, wie Ihr dabei vorgeht.
Zur Begrüßung der Neuankömmlinge an unserem Standort haben wir vor rund einem Jahr den sogenannten Onboarding-Day initiiert. Bei dieser monatlich stattfindenden Veranstaltung heißen wir die Kolleginnen und Kollegen willkommen, die neu bei uns anfangen. So lernen sie gleich ihre Ansprechpartnerinnen und -partner kennen, an die sie sich bei Fragen oder Schwierigkeiten wenden können – getreu unserem Vertrauensleutemotto „nah dran und kompetent“. Außer uns Vertrauensleuten stellen sich bei dieser Veranstaltung auch der Betriebsrat und Vertreter der höheren Ebenen den Neuankömmlingen vor.

Welche Projekte möchten die Vertrauensleute bei Euch im Betrieb in der kommenden Wahlperiode verstärkt angehen?
Wir wollen für unsere Kolleginnen und Kollegen noch sicht- und greifbarer werden. Dazu war die sogenannte Blitzaktion im vergangenen Jahr ein wichtiger Schritt. Das heißt, wir sind in kleinen Gruppen zusammen mit den Hauptamtlichen der IG Metall von Abteilung zu Abteilung gegangen, um die Kolleginnen und Kollegen direkt anzusprechen und über die Arbeit der IG Metall zu informieren. Wir konnten zahlreiche Kolleginnen und Kollegen von den Vorteilen einer Mitgliedschaft überzeugen und auch alte Mitglieder mobilisieren, wieder aktiver zu werden.

Gibt es schon konkrete Planungen, wie Ihr Eure Sichtbarkeit erhöhen wollt?
Präsenz bei unseren Kolleginnen und Kollegen zu zeigen, ist sehr wichtig. Darum wollen wir uns künftig auch mit mindestens einem Artikel in den Newsletter des Betriebsrats einklinken. Außerdem streben wir an, unsere Arbeit in einer eigenen Rubrik auf der internen Internetseite des Betriebsrats zu präsentieren. Wichtig ist, dass die Kolleginnen und Kollegen uns schnell und einfach finden können. Wir haben in der Vergangenheit bereits mehrfach einen eigenen Vertrauensleutenewsletter für unsere Kolleginnen und Kollegen erstellt. Das ist jedoch mit einem sehr hohen Aufwand verbunden.

Das hört sich nach viel Leidenschaft für die Gewerkschaftssache an …
… ja klar. Wir sind ja nicht aus Selbstzweck Vertrauensleute oder weil wir einen Posten bekleiden wollen. Uns geht es um eine gute Zukunft und verbesserte Arbeitsbedingungen für alle. Mit vielen, die mitmachen und hinter unserer Gewerkschaft stehen, ist für alle mehr drin. Deshalb wird es auch in den kommenden Jahren einer unserer Arbeitsschwerpunkte bleiben, noch mehr Mitglieder für die IG Metall am Standort zu gewinnen. Wir wollen die Macht der IG Metall an unserem Standort erweitern, damit wir noch schlagkräftiger und durchsetzungsfähiger werden. Die Information der Kolleginnen und Kollegen über die aktuellen Aktivitäten der IG Metall ist dabei das A und O.

Die Mitglieder haben kürzlich mehrheitlich für die Kündigung des ursprünglich bis 2025 laufenden Zukunftstarifvertrags gestimmt. Es ist absehbar, dass auf euch jetzt noch unruhigere Zeiten zukommen werden?
Viele Mitglieder waren von vorneherein eher skeptisch, dass der Konzern die im Zukunftstarifvertrag zugesicherten Versprechungen auch einhält. Wie sich im Laufe der Zeit gezeigt hat, zurecht. Was viele befürchtet haben, ist eingetroffen: Der Konzern lässt die Beschäftigten und den Betriebsrat hängen und hält zahlreiche Informationen und Kennzahlen zurück. Es stehen Stellenstreichungen im Raum, obwohl Beschäftigungssicherung vereinbart war. Den Wischiwaschi-Kurs des Konzerns wollen viele nicht mehr akzeptieren. Viele Beschäftigte wollen mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten bei der laufenden Transformation. Jetzt ist der richtige Moment, aufzustehen und mehr Druck auf die Arbeitgeberseite auszuüben.

Welche Hoffnungen verbindest Du mit der anstehenden Vertrauensleutewahl?
Ich hoffe neben einer hohen Wahlbeteiligung darauf, dass sich möglichst viele Kolleginnen und Kollegen zur Wahl stellen und anschließend auch bereit sind, sich aktiv zu engagieren. Wenn die Hauptlast der Arbeit nur auf den Schultern einiger weniger liegt, ist das nicht gut. Die Zeiten sind sehr herausfordernd, sodass wir so viele Aktive wie möglich brauchen. Es braucht eine geschlossene Gemeinschaft der Metallerinnen und Metaller im Betrieb, damit die IG Metall den notwendigen Druck auf die Arbeitgeberseite ausüben kann. Dazu wollen wir Vertrauensleute mit unserem Engagement beitragen.

Zur Person:
Tobias Hoheisel ist 32 Jahre alt und begann nach der Schule 2012 eine Ausbildung als Elektroniker für Maschinen- und Antriebstechnik bei Alstom (damals Bombardier) in Hennigsdorf. Derzeit ist er für die standortrelevanten Kennzahlen zuständig und sowohl in der Fertigung als auch im Büro tätig.

Von: vw

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