Tag der Arbeit 2023 – ein Rückblick

Zehntausende setzen „ungebrochen solidarisch“ im Bezirk am 1. Mai starke Zeichen

02.05.2023 | „Ungebrochen solidarisch“ – Zehntausende Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter haben das Motto des diesjährigen 1. Mai im Bezirk auf Straßen und Plätze getragen. Solidarisch haben sie am Tag der Arbeit mit Kundgebungen und Demonstrationen in Berlin, Brandenburg und Sachsen sichtbare Zeichen für gute und sichere Arbeit und ein friedliches Miteinander gesetzt.

Demozug in Berlin zum Roten Rathaus mit Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, an der Spitze

Auch Berlins neuer Regierender Bürgermeister Kai Wegner besuchte die 1. Mai-Veranstaltung vor dem Roten Rathaus und nutzte die Gelegenheit zum Gespräch mit Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin. Fotos (2): Jasper Kortmann

Der 1. Mai in Leipzig ...

... mit Demo zum Marktplatz – Fotos (2): Peter Fischer

Der 1. Mai in Zwickau – Foto: IG Metall

Tag der Arbeit in Görlitz ...

... in Weißwasser und ...

... in Bautzen – Fotos (3): IG Metall

...in Chemnitz...

Martin Dulig (zweite Reihe Mitte) und Daniela Kolbe (erste Reihe rechts) mit den Kolleg*innen vom Ortsjugendausschuss Chemnitz.

„Ungebrochen solidarisch“ ging es auch in Brandenburg an der Havel zu. Foto: IG Metall

Traditionelles Familienfest der IG Metall Ostbrandenburg auf der Insel in Eisenhüttenstadt – Foto: IG Metall

Der 1. Mai in Schwedt – Foto: IG Metall

Demozug am Tag der Arbeit in Hennigsdorf ...

... und Potsdam – Fotos (2): IG Metall

„Transformation gelingt nur mit uns“, sagte Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, mit Blick auf den Wandel der Industrie, der sich gegenwärtig durch fortschreitende Digitalisierung, Mobiltätswende und die Gestaltung einer klimafreundlichen Umwelt mehr und mehr beschleunigt. „Die Transformation muss sozial, ökologisch und demokratisch gestaltet werden. Dafür machen wir uns stark“, so Jörg Hofmann in seiner Mairede vor dem Roten Rathaus in Berlin. Er warnte die Arbeitgeber davor, den Wandel zu verschlafen oder gar im Schatten der Transformation Arbeitsplätze ins billige Ausland zu verlagern. Mit der IG Metall werde es das nicht geben, machte Hofmann klar. „Als IG Metall können wir beides: Konzept und Konflikt. Die Arbeitgeber haben es in der Hand, mit welchem dieser Instrumente wir die Transformation in den Betrieben belgeiten.“

Auch auf das Konzept der von der IG Metall ins Gespräch gebrachten Viertagewoche ging Jörg Hofmann in seiner Mairede ein. „Wir brauchen Arbeitszeiten, die zum Leben passen“, sagte er. Für die Beschäftigten sei dies eine gute Chance, gesünder arbeiten zu können und nicht vorzeitig aus dem Berufsleben ausscheiden zu müssen. Vor dem zunehmenden Fachkräftemangel, der sich in nahezu allen Branchen steigt, wären die Arbeitgeber gut beraten, ernsthaft darüber nachzudenken. Ein voller Lohnausgleich bei kürzerer Arbeitszeit, so der IG Metall-Vorsitzende, rentiere sich für die Unternehmen allein schon wegen der höheren Produktivität.

Nele Techen, stellvertretende Vorsitzende des DGB Berlin-Brandenburg, setzte sich in ihrer Rede unter anderem für ein solidarisches und faireres Berlin ein. „Mehr Tarifbindung macht Arbeit gerechter“, sagte sie. Deshalb müssten anständige Tariflöhne her. Außerdem sprach sie sich für die umlagefinanzierte Ausbildungsplatzgarantie aus. „Firmen, die keine Auszubildenden einstellen, müssen sich an der Finanzierung beteiligen“, so Techen. „Wer nicht ausbildet, muss zahlen, damit in anderen Betrieben mehr Ausbildungsplätze geschaffen werden.“ Sich angesichts von Fachkräftemangel an Ausgebildeten anderer Firmen zu bedienen, ohne selbst auszubilden oder in die Ausbildung zu investieren, passe nicht mehr in die Zeit, sei unfair und deshalb werde sich der DGB weiter für die Umlage stark machen.

Tausende Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter sind zuvor mit einem Demozug vom Platz der Vereinten Nationen zum Roten Rathaus gezogen, wo sie bei gutem Wetter zunächst den Reden lauschen und sich anschließend zum Maifest auf dem Vorplatz treffen, sich an den Ständen der Gewerkschaften informieren und miteinander ins Gespräch kommen. Auch Kai Wegner, der erst in der Vorwoche gewählte neue Regierende Bürgermeister der Hauptstadt, lässt sich vor seinem Amtssitz blicken und kommt am IG Metall-Stand mit Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin ins Gespräch.

Weitere Impressionen der Demonstration und Kundgebung sind auf der Homepage der IG Metall-Geschäftsstelle Berlin zu finden.

Viel Bewegung im Bezirk
Aber nicht nur in Berlin sind Metallerinnen und Metaller an diesem Tag in Bewegung. Überall im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen stehen sie am 1. Mai, ihrem Arbeitskampftag, solidarisch Schulter an Schulter, um sichtbare Zeichen für eine gerechte Arbeitswelt, eine sichere Rente, für Zukunft oder für Frieden zu setzen.

Der 1. Mai in Sachsen
Allein in Sachsen fanden am 1. Mai in 17 Städten Demonstrationen, Kundgebungen und Aktionen statt. 18.000 Kolleginnen und Kollegen demonstrierten für gute Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und Arbeitsplätze mit Zukunft.

In Leipzig waren rund 2500 Menschen auf den Beinen, einige von ihnen kamen per Fahrradkorso zur Kundgebung auf den Marktplatz, andere nahmen an der Demo zu Fuß teil. Wolfgang Lemb, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, betonte, wie wichtig es sei, dass die Regionen in die Transformation einbezogen werden. „Ob die Transformation gelingt, entscheidet sich vor Ort“, so Lemb. Deshalb mache sich die IG Metall mit dem regionalen Transformationsnetzwerk "MoLeWa" („Mobilität – Leipzig im Wandel“) für ein industrielles Leitbild der Zukunft stark. "Die Region Leipzig hat sich nach den Umbrüchen der Nachwendezeit zu einer starken Industrieregion entwickelt. Das muss auch in Zukunft so bleiben", forderte Lemb. Mehr Fotos vom 1. Mai in Leipzig gibt es hier.

In Weißwasser forderte Eileen Müller, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Ostsachsen, Menschen in verantwortungsvollen Positionen auf, sich ihrer Vorbildfunktion bewusst zu werden und zum Wohle der Gesellschaft beizutragen. „Alle schreien nach Fachkräften“, so Eileen Müller. „Aber wo sollen die herkommen bei einem unterfinanzierten Bildungssystem und einem Zustand anhaltender Bildungsungerechtigkeit?“ 2,5 Millionen junge Menschen seien in Deutschland ohne Schul- oder Berufsabschluss – was oft gleichbeutend ist mit mangelnder Perspektive.

Unhaltbar sei es auch, dass wenige in dieser Multikrisenzeit, „in der wir uns derzeit befinden“, Milliardengewinne machen, während „für einen Großteil der Gesellschaft und kleine Unternehmen  Sprit, Strom oder Lebensmittelpreise nicht mehr bezahlbar sind“, so Eileen Müller. „Wir sind es, die den Wohlstand erzeugen, wir fordern mehr Gerechtigkeit. Dafür brauchen wir eine bessere Regulierung, höhere Löhne, die Entlastung unterer Einkommen und Renten, die zum Leben reichen. Dafür kämpfen wir Gewerkschaften jeden Tag und auf allen Ebenen.“ Je mehr sich in einer starken Gemeinschaft wie der IG Metall organisierten, je mehr sei erreichbar. Dafür brauche es viele „engagierte Menschen, die an einem Strang ziehen, sich stark machen für Kranke, Schwächere, Ärmere und Benachteiligte.“

Kundgebungen und Familienfeste fanden auch in Bautzen und Görlitz statt. Mehr Infos und Fotos von den Veranstaltungen in Ostsachsen gibt es auf der Homepage der IG Metall Ostsachsen.

Auch die Maikundgebungen und Familienfeste auf dem Hauptmarkt in Zwickau, auf dem Albertplatz in Plauen und auf dem Altmarkt in Aue, dem Marktplatz in Annaberg-Buchholz waren gut besucht. In Zwickau positionierte sich Thomas Knabel, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Zwickau, in seinem Grußwort noch einmal klar gegen den Krieg in der Ukraine. Thema einer Gesprächsrunde auf der Bühne war die drohende Schließung der Gelenkwelle Mosel. Betriebliche Kolleginnen und Kollegen diskutierten mit Sachsens Arbeitsminister und stellvertretendem Ministerpräsidenten Martin Dulig sowie Benjamin Zabel, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Zwickau, darüber wie es nun in der "2. Halbzeit" nach dem Abschluss des Sozialtarifvertrags mit dem Werk weitergeht. 

Mehr Informationen und Fotos zu den Maiveranstaltungen in Zwickau, Plauen, Aue und Annaberg-Buchholz gibt es auf der Homepage der IG Metall Zwickau.

Auch in Chemnitz und Freiberg waren Metaller*innen unterwegs. In Chemnitz sprachen unter anderem der stellvertretende sächsische Ministerpräsident Martin Dulig und Daniela Kolbe, stellvertetende DGB-Bezirksvorsitzende Sachsen. Beide trafen sich auch zum Austausch mit dem Ortsjugendausschuss Chemnitz. 

Der 1. Mai in Brandenburg
Auch in Brandenburg trafen sich Kolleginnen und Kollegen, um gemeinsam für ihre Ideale Gesicht zu zeigen. In acht Städten fanden Veranstaltungen des DGB statt, dazu hatte die IG Metall Ostbrandenburg Groß und Klein wieder zum Familienfest auf die Insel in Eisenhüttenstadt eingeladen. Mehr Informationen und Fotos dazu gibt es auf der Homepage der IG Metall Ostbrandenburg.

In Hennigsdorf versammelten sich am Morgen mehr als 200 Menschen auf dem Postplatz, um für soziale Gerechtigkeit zu protestieren. Thomas Günther, Bürgermeister in Hennigsdorf, betonte in seiner Mairede, dass sich der Kampf um die Arbeitsplätze bei Alstom gelohnt habe, „die sind vorerst sicher“. Damit Hennigsdorf ein starker Bahn-Standort bleibe, müssten nun auch die Auftragsbücher gefüllt werden. Auch Anne Borchelt, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall, ging auf das Verhandlungsergebnis bei Alstom ein. Sie nahm auch die Politik in die Pflicht, dafür zu sorgen, Aufträge nach Hennigsdorf zu holen. Die Mobilitäts- und Klimawende, so Anne Borchelt, „brauchen die Bahnindustrie in Deutschland und die Beschäftigten bei Alstom in Hennigsdorf.“

 

Von: Kathryn Kortmann

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