05.07.2022 | Über drei Jahrzehnte hielt die Arbeitszeitmauer in Deutschland, dann erst bröckelte sie: Vor gut einem Jahr brachten die Unterschriften unter die Tarifvereinbarungen für Berlin, Brandenburg und Sachsen den Durchbruch auf dem Weg zu gleichen Arbeitszeiten in Ost und West. Über drei Jahrzehnte Arbeitskampf für 35 Stunden in der Woche: In einem Video erinnern Metaller*innen an den langen Kampf und den historischen Erfolg im Sommer 2021.
In den USA stellt Apple den Macintosh vor. In Westdeutschlang geht das Privatfernsehen auf Sendung. Jens Weißflog gewinnt die Vierschanzentournee und Katarina Witt holt Gold für die DDR bei den Olympischen Spielen. Und die IG Metall setzt mit einem fast siebenwöchigen Arbeitskampf die 35 Stunden-Woche in der westdeutschen Metallindustrie durch. All das passierte im Jahr 1984.
Auch an diesen großen Erfolg der IG Metall in der alten Bundesrepubliker erinnert der Film, den die IG Metall Berlin Brandenburg Sachsen zum einjährigen Jubiläum des Durchbruchs im Osten veröffentlicht. Hier dauerte es selbst nach dem Fall der Mauer noch Jahrzehnte, bis das Gleiche gelang. Am 25. Juni 2021 kam endlich die Angleichung bei den Arbeitszeiten im vereinten Deutschland den entscheidenden Schritt voran. Die IG Metall Berlin Brandenburg Sachsen und die Arbeitgeberverbände unterzeichneten die Tarifverträge, die einen Rahmen für betriebliche Vereinbarungen zur 35 Stunden-Woche schufen. Dieser Rahmen füllte sich schnell mit Leben durch zahlreiche Betriebsvereinbarungen. Für vier Fünftel ihrer Mitglieder hat die IG Metall Berlin Brandenburg Sachsen inzwischen gemeinsam mit den Betriebsräten einen Stufenplan zur Absenkung der Arbeitszeit von 38 bis auf 35 Stunden durchgesetzt. Dies heißt: Rund 80 Prozent der IG Metaller*innen in verbandsgebundenen Unternehmen haben eine klare Perspektive für die Angleichung der Arbeitszeit an den Standard im Westen.
Damit ist klar: Der Weg zur Angleichung ist zwar zäh und lang, die 35 aber ist seit dem 25. Juni 2021 nicht mehr aufzuhalten. Möglich machte dies der großartige Arbeitskampf, mit dem die Metaller*innen in Berlin, Brandenburg und Sachsen die Rahmentarifverträge durchsetzten.
Jens Köhler, Betriebsratsvorsitzender bei BMW in Leipzig, sagt: „Die Angleichung ist mehr als überfällig. Die Kolleginnen und Kollegen beim BMW in Leipzig haben lange und hartnäckig für diesen Erfolg gekämpft. Sie können stolz sein, dass sie mit ihrem Einsatz Vorreiter waren im Ringen für gleiche Arbeitszeiten in Ost und West. Mit der Betriebsvereinbarung zur 35 Stunden-Woche bei BMW in Leipzig endet endlich auch dieses Kapitel der Ungerechtigkeit.“
David Schmidt, Betriebsratsvorsitzender bei Mahle in Wustermark, betont: „Dass wir 2021 endlich die 35 Stunden-Woche durchgesetzt haben, war längst überfällig und ist ein historischer Erfolg. Den haben sich die Beschäftigten hier mit ihrer Ausdauer und mit der großen Geschlossenheit hart erarbeitet, nachdem er nach jahrelangen erfolglosen Runden an den. Verhandlungstischen nicht erzielt werden konnte. Mit fünf Warnstreiks und drei 24-Stunden-Warnstreiks in der Tarifauseinandersetzung 2021 haben sie sehr deutlich gemacht, dass die Arbeitszeitmauer mitten in Deutschland endlich fallen muss.“
In dem Film blicken Betriebsräte und andere Metallerinnen auf die wichtigsten Stationen in dieser schwierigen Auseinandersetzung zurück. Das Video liegt in einer Langfassung und in einer Kurzfassung vor. Mit diesem Film wollen wir als IG Metall uns auch bei den Kolleginnen und Kollegen bedanken, die in der jahrzehntelangen Auseinandersetzung nie aufgegeben haben, die immer wieder für gleiche Arbeitszeiten wie im Westen eingetreten sind und die am Ende den Abschluss durchsetzten. Das ist eine Riesen-Leistung!
Der Kampf um die 35 in Berlin Brandenburg Sachsen (Langfassung)
Der Kampf um die 35 in Berlin Brandenburg Sachsen (Kurzfassung)