14.04.2022 | Rund 600 Kolleginnen und Kollegen der Früh- und Spätschicht legten an diesem Mittwoch beim Kontraktlogistiker Schnellecke in einem Wanrstreik die Arbeit nieder. „Das so genannte Angebot von Schnellecke ist völlig unzureichend“, sagte IG Metall-Bezirksleiterin Birgit Dietze. „Ein Verzicht auf Entgeltsteigerungen bis Herbst 2022 ist unseren Mitgliedern angesichts der seit Monaten steigenden Inflationsraten nicht vermittelbar.“
Bereits seit Januar sind die Tarifverträge zur Regelung der Arbeitszeit und zum Entgelt bei Schnellecke gekündigt. Doch eine Bewegung der Arbeitgeberseite ist nicht zu erkennen. Die IG Metall und die Beschäftigten fordern, die Entgelte spürbar anzuheben. Beim Grundentgelt in der Entgeltgruppe 5 sieht die Forderung eine Erhöhung von aktuell rund 2200 Euro auf 2450 Euro vor. Das Unternehmen hat jedoch erst ab November 2022 eine stufenweise Erhöhung über die kommenden drei Jahre vorgeschlagen. Das aber ist den Beschäftigten nicht vermittelbar - schon gar nicht in einer Situation, in der Kurzarbeit und gallopierenden Preise die realen Einkommen drücken und damit die Kaufkraft mindern. Zudem dringt die IG Metall darauf, die Arbeitszeit – gegebenenfalls in einem mehrjährigen Stufenmodell – auf 35 Stunden die Woche zu senken.
Die Kontraktlogistik hat sich in den vergangenen Jahren zu einem eigenen Wirtschaftsbereich entwickelt. Rund um die Automobilstandorte in Leipzig und Zwickau sind inzwischen mehrere Tausend Beschäftigte in der Kontraktlogistik tätig. Umso wichtiger sind tarifliche Regelungen, die faire Arbeitsbedingungen und gute Einkommen sichern. Hier besteht Handlungsbedarf, den die Arbeitgeber nicht länger ignorieren dürfen. Doch auch nach zwei Verhandlungsterminen haben die Arbeitgeber kein verhandlungsfähiges Angebot auf den Tisch gelegt. Für die IG Metall ist klar: Die schleppenden Verhandlungen müssen beschleunigt werden und in der Entgeltfrage muss sich das Unternehmen deutlich bewegen. Es ist nicht akzeptabel, dass sich Schnellecke mit geringeren Entgelten als andere Unternehmen um die Aufträge in der Automobilindustrie bewirbt.
Zum Hintergrund: Mehr als 4.000 Beschäftigte arbeiten in Berlin, Brandenburg und Sachsen in der Kontraktlogistik. Die größten Anbieter sind in der Region Schnellecke, Imperial, Rudolph-Logistik und Rhenus. Die wichtigsten Kunden sind VW, BMW und Porsche. Entsprechend konzentriert sich die Beschäftigten auf die Gegenden rund um die Automobilstandorte in Leipzig und Zwickau.