05.03.2021 | Rote Karte für die Nullnummer der Arbeitgeber: 150 Beschäftigte aus vier Betrieben im Bezirk haben auch am 5. März wieder gezeigt, was sie vom Stillstand am Verhandlungstisch halten. In der ersten Woche nach Ende der Friedenspflicht haben sich rund 6500 Metallerinnen und Metaller in Berlin, Brandenburg und Sachsen an kraftvollen und kreativen Warnstreiks und Aktionen beteiligt.
Gleich zweimal innerhalb eines Tages legten die Beschäftigten von Mahle Filtersysteme im brandenburgischen Wustermark die Produktion für jeweils anderthalb Stunden weitgehend lahm. Nicht zum ersten Mal in dieser Woche. Punkt 0 Uhr – unmittelbar nach Ende der Friedenspflicht in der Nacht zu Dienstag – war bereits die gesamte Nachtschicht in den Warnstreik getreten. Am Freitag taten es ihnen erst die Kolleginnen und Kollegen der Frühschicht und am Nachmittag dann der Spätschicht nach. „Gleich drei Warnstreiks in der ersten Woche“, rief Betriebsratsvorsitzender David Schmidt seinen Kolleginnen und Kollegen zu, „das muss uns erstmal einer nachmachen.“
Genügend Wut im Bauch haben die Metallerinnen und Metaller bei Mahle. Sie wollen endlich Gerechtigkeit und nicht länger auf Gleichbehandlung mit den Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie im Westen warten. Drei Stunden mehr pro Woche arbeiten sie bei Mahle, unbezahlt – auch mehr als 30 Jahre nach der Deutschen Einheit noch. Das ist niemandem mehr zu vermitteln, sind sie sich einig. Viele sind nach der „Wende“ geboren, Ost und West kennen sie nur aus Geschichtsbüchern. Das ist antiquiert und gehört abgeschafft. Deshalb hat die Angleichung der Arbeitsbedingungen in der Tarifrunde „für uns oberste Priorität“, erklärte David Schmidt. „Wir wollen eine Lösung in der Fläche.“ Die IG Metall fordert für die Beschäftigten im Bezirk ein Tarifliches Angleichungsgeld, um endlich erste Schritte in diesem lange schwelenden Konflikt voranzukommen.
Mehr Fotos vom Warnstreik bei Mahle und weitere Informationen sind auf der Internetseite der IG Metall Oranienburg-Potsdam zu finden.
Hupend zum Haus der Wirtschaft in Berlin
Autokorsos mit roten IG Metall-Fahnen gehören in dieser ersten Warnstreikwoche zum Stadtbild in der Hauptstadt. Am Mittag fuhren rund 120 Beschäftigte von GE Power, Stadler Deutschland und Stadler Rail Services in 60 Pkw – unter Einhaltung der Coronaschutzmaßnahmen – von Pankow vorbei am Brandenburger Tor und Siegessäule über die Straße des 17. Juni nach Charlottenburg. Ihr Ziel war das Haus der Wirtschaft am Schillertheater. Dort hat der Arbeitgeberverband der Metall- und Elektroindustrie Berlin-Brandenburg (VME) seinen Sitz. Dreimal umrundeten die Metallerinnen und Metaller das Gebäude, „laut hupend natürlich“, berichtet Andreas Buchwald, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Berlin.
Obwohl viele Beschäftigte derzeit ihre Arbeit im Homeoffice verrichten, lassen sie es sich nicht nehmen, den Arbeitgebern zu zeigen, was sie von deren Nullnummer halten. „Das zeigt, wie viel Energie da ist", sagt Andreas Buchwald. Und das ist gut so. „Die Kolleginnen und Kollegen wissen, dass sie in dieser Tarifrunde einen langen Atem benötigen. Und dafür sind sie bereit!
Ein Video zum Autokorso und Stimmen aus den beteiligten Betrieben gibt es auf der Homepage der IG Metall Berlin.
Forderungen der IG Metall
Die IG Metall fordert für die rund 290.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Berlin, Brandenburg und Sachsen ein Volumen von vier Prozent, das optional für eine Entgelterhöhung oder zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden kann, sowie einen tariflichen Rahmen für betriebliche Zukunftstarifverträge. Außerdem fordert die IG Metall im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen ein Tarifliches Angleichungsgeld, um endlich erste Schritte in der Angleichung Ost voranzukommen. Zudem soll die Verbesserung der Übernahme der Auszubildenden sowie die Einbeziehung der dual Studierenden in den Tarifvertrag geregelt werden.