02.03.2022 | Die Betriebsratswahlen sind angelaufen. Von März bis Mai 2022 wählen die Beschäftigten in ganz Deutschland ihre Interessenvertreter*innen. Wir lassen hier auf den Internetseiten der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen in den nächsten Wochen Kandidaten und Kandidatinnen aus unserer Region zu Wort kommen, um genauer zu erfahren, was sie für die Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben erreichen wollen. Den Anfang macht Sabine Pesch, Betriebsrätin seit 2018 bei Alstom in Hennigsdorf (ehemals Bombardier).
Bei Alstom in Hennigsdorf stehen die Betriebsratswahlen bereits am 8. und 9. März an. Für Sabine Pesch wird es also schon nächste Woche spannend. Sie tritt wieder an - denn sie will dafür sorgen, dass der Betriebsrat die Interessen sämtlicher Beschäftigten gleichermaßen vertritt. „In unserem 19-köpfigen Betriebsrat sind die Angestellten deutlich unterrepräsentiert", sagt sie. Das ist für sie ein wichtiges Motiv für ihre Kandidatur, die sie so begündet: „ Die Mehrzahl der Beschäftigten bei uns im Unternehmen sind Angestellte, im Betriebsrat sitzen bisher jedoch überwiegend Kolleginnen und Kollegen aus der Produktion. Mit meiner erneuten Kandidatur will ich dazu beitragen, dass der Betriebsrat auch die Interessen und Sichtweisen der Angestellten besser versteht, berücksichtigt und vertritt.
Die Kolleginnen und Kollegen in der Produktion und die Angestellten haben sehr unterschiedliche Arbeits- und dadurch teilweise auch oft unterschiedliche Sichtweisen. Dadurch gibt es zahlreiche Reizpunkte zwischen diesen beiden Gruppen. Es gibt noch viel Kommunikationspotential, das wir miteinander besser ausschöpfen könnten, sprich: Der Austausch untereinander ist noch sehr ausbaufähig. Unser Ziel sollte sein, mehr Verständnis für die jeweils andere Seite zu entwickeln und einen guten und konstruktiven Mittelweg für eine gemeinsame Betriebsratsarbeit zu finden. Die Kolleginnen und Kollegen in der Produktion und die Schreibtischarbeiterinnen und -arbeiter tun sich ja keinen Gefallen damit, wenn sie nicht gemeinsam agieren und von der Geschäftsführung dann eventuell gegeneinander ausgespielt werden können.
Der Informationsfluss der Geschäftsführung in Richtung Belegschaft ist bedauerlicherweise eher spärlich. Dann muss der Betriebsrat einspringen, um die Geschäftsführung auf ordentlichen oder außerordentlichen Betriebsversammlungen zu aktuellen Entwicklungen und Schwierigkeiten im Unternehmen befragen zu können. Hier hoffen wir auf eine Verbesserung durch die Übernahme durch Alstom.
Im Gegensatz zu Betriebsräten in vielen anderen Unternehmen haben wir unsere Betriebsratssitzungen auch während der Coronapandemie konsequent als Präsenzveranstaltungen durchgeführt. Wir haben an unserem Standort ein gutes Hygienekonzept und ausreichend große Räume, die das ermöglicht haben. Bei persönlichen Treffen sind deutlich intensivere und konstruktivere Diskussionen möglich als in Videokonferenzen. Rückblickend kann ich sagen, dass unsere Betriebsratsarbeit im Verlauf der vergangenen vier Jahre deutlich moderner geworden ist. Wir können aber noch besser werden.
Ich bin vor vier Jahren erstmals in den Betriebsrat gewählt worden. Diese Tätigkeit macht mir großen Spaß und ist äußerst abwechslungsreich. Ich habe mit vielen, spannenden Menschen zu tun und sehe viele Möglichkeiten, Dinge zum Positiven zu verändern und zu verbessern. Ich glaube, ich habe von jeher so ein bisschen ein Robin-Hood-Syndrom und finde es einfach toll, Dinge zu bewegen und zu optimieren. „Das haben wir schon immer so gemacht“ ist kein sinnvoller Ansatz für die großen Herausforderungen, vor denen wir stehen. Das wird uns auf Dauer nicht helfen. Wir müssen uns den anstehenden Herausforderungen stellen und gleichzeitig die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Kolleginnen und Kollegen diese auch bewältigen können. Dafür brauchen wir engagierte Leute im Betriebsrat. Ich sehe auch ein großes Potential darin, die Zusammenarbeit des Betriebsrats mit der Standortleitung zu verbessern – schließlich sollten wir in vielen Punkten ja gemeinsame Interessen haben.
Seit zwei Jahren bin ich auch im Gesamtbetriebsrat aktiv. Ich kann sagen, dass der Gesamtbetriebsrat eine sehr gute Arbeit macht. Das ist eine homogene Gruppe, die Vertreterinnen und Vertreter der zwölf Standorte in Deutschland lassen sich nicht gegeneinander ausspielen.
Die Identifikation – vor allem von langjährigen Kolleginnen und Kollegen – mit dem Unternehmen und ihrer Arbeit ist größtenteils sehr hoch. Auch darum lohnt es sich, hier weiterhin mit einer guten Betriebsratsarbeit für gute Arbeitsbedingungen und den Fortbestand von Alstom in Hennigsdorf zu kämpfen."
Sabine Pesch, 55 Jahre, arbeitet seit mehr als 20 Jahren in unterschiedlichen Bereichen im Unternehmen, erst im Headquarter in Berlin, seit sieben Jahren am Standort Hennigsdorf. Sie ist zuständig für die Umsetzung von Standards. Pesch ist langjähriges IG Metall-Mitglied und engagiert sich seit Ende 2019 auch als IG Metall-Vertrauensfrau im Unternehmen.