11.01.2022 | Alle anderen Tarifgebiete haben in der holz- und kunststoffverarbeitenden Industrie schon einen Abschluss erzielt. Vor der dritten Tarifrunde in Berlin-Brandenburg drängt die IG Metall auch für die Region auf einen Abschluss. Dafür aber muss eine Angleichung der Einkommen an das übliche Branchenniveau her. Bislang sind die Arbeitgeber dazu nicht bereit.
Nach zwei ergebnislosen Verhandlungsrunden via Videokonferenz treffen sich die Tarifparteien der Holz- und Kunststoffindustrie am Mittwoch erstmals zu Präsenzgesprächen in Schönefeld, um den Tarifkonflikt für die rund 3.000 Beschäftigen in Berlin-Brandenburg zu lösen. Die Arbeitgeber müssen jetzt endlich ihre Hinhaltetaktik ablegen. Das macht Bodo Grzonka, Verhandlungsführer für die Holzwirtschaft in der IG Metall Bezirksleitung, vor den Verhandlungen klar: „Die Arbeitgeber müssen jetzt liefern. Nachdem alle anderen Tarifgebiete ihre Abschlüsse erzielt haben, drängen wir jetzt auf eine schnelle Einigung. Die Beschäftigten haben bereits deutlich gemacht, dass sie kein Verständnis für zweitklassige Bezahlung bei erstklassiger Arbeit haben“, betont Grzonka. „Es geht auch um den Respekt gegenüber der erbrachten Leistung. Die Arbeitgeber müssen umdenken und jetzt verantwortlich handeln, damit sie als Arbeitgeber für neue Fachkräfte noch anschlussfähig und attraktiv bleiben.“
Abstand zu Westdeutschland beträgt immer noch über 14 Prozent
Die IG Metall fordert in der Tarifbewegung für die Beschäftigten und Auszubildenden der holz- und kunststoffverarbeitenden Industrie mindestens 4,5 Prozent für 12 Monate sowie die Angleichung der Einkommen an die branchenüblichen Tarife.
Aktuell beträgt der Abstand zum Schnitt in Westdeutschland beim Facharbeiterniveau in Berlin-Brandenburg rund 4.800 Euro bzw. über 14 Prozent im Jahr. Das macht rund 350 Euro im Monat aus. Auch in Ostdeutschland ist Berlin-Brandenburg eher am Ende der Einkommenstabelle. Gegenüber den Kolleginnen und Kollegen in Sachsen-Anhalt erhalten die Beschäftigen in den Märkischen Betrieben und in Berlin rund 250 Euro weniger im Monat.
Die Branche ist größtenteils sehr gut durch die Coronakrise gekommen. Kunden konnten teilweise nicht mehr beliefert werden, weil entweder die Kapazitäten ausgereizt waren und sind oder Vorprodukte zur Herstellung der Möbel fehlen. Spanplatten werden den Herstellern regelrecht aus der Hand gerissen. Holz ist weiterhin Mangelware. Aus den Betrieben wird von historisch guten Auslastungen berichtet. Gleichzeitig konnten die Unternehmen Preiserhöhungen durchsetzen. Wichtig für die Verhandlungen: Aktiv unterstützen die Belegschaften die Forderung ihrer Gewerkschaft und beteiligten sich an Versammlungen und Aktionen in den Betrieben.