16.12.2021 | Die lange strittige Frage der 35-Stunden-Woche ist nun auch für die etwa 2000 Beschäftigten von Mercedes in Ludwigsfelde gelöst. IG Metall, Betriebsrat und Geschäftsführung haben sich auf die schrittweise Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit geeinigt. Die Arbeitszeit sinkt in zwei Schritten, zunächst auf 36 Stunden ab 1. Januar 2022 und dann auf 35 Stunden zum 1. Januar 2027.
Die Belegschaft bringt im Gegenzug als Teilkostenkompensation zur Abfederung der höheren Kosten von etwa 8,5 Prozent vorübergehend das neue Transformationsgeld mit ein, das IG Metall und Arbeitgeberverbände in der Tarifrunde 2021 der Metall- und Elektroindustrie eingeführt haben. Das „T-Geld“ wird bis Ende 2026 voll und 2027 zur Hälfte eingebracht.
„Mit langjähriger Beharrlichkeit und – zuletzt – der Kraft der 24-Stunden-Warnstreiks haben die Beschäftigten erfolgreich den Weg zur Angleichung bei Mercedes in Ludwigsfelde geebnet“, sagte Birgit Dietze, IG Metall-Bezirksleiterin in Berlin-Brandenburg-Sachsen. „Damit ist uns nun auch bei Mercedes in Ludwigsfelde ein historischer Schritt gelungen. Die IG Metall und ihre Betriebsräte haben eine richtungsweisende Vereinbarung mit einer klaren Perspektive für den Standort vereinbart.“
Möglich gemacht hat diese Vereinbarung zur schrittweisen Einführung der 35-Stundenwoche bei Mercedes in Ludwigsfelde der tarifliche Rahmen, der für die betrieblichen Angleichungsprozesse seit Juli 2021 gilt. Für die Metall- und Elektroindustrie in Berlin, Brandenburg und Sachsen wurde nach zahlreichen ganztägigen Warnstreiks mit diesem tariflichen Rahmen in der letzten Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie ein Instrument für den Weg zur Angleichung der Arbeitsbedingungen in Ost und West geschaffen.
Damit ist auch in Ludwigsfelde eine Regelung auf dem Niveau der anderen großen Automobilunternehmen gelungen. Bereits zuvor war zum Beispiel bei BMW und Porsche in Leipzig oder Volkswagen Sachsen mit allen drei Standorten in Zwickau, Chemnitz und Dresden die schrittweise Angleichung der Arbeitszeit vereinbart worden. Auch bei Automobilzulieferern im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen beispielsweise ZF Getriebe in Brandenburg/Havel, Mahle in Wustermark oder SAS in Meerane wurden bereits Betriebsvereinbarungen mit konkreten Fahrplänen zur 35 geschlossen.
Bei Mercedes in Ludwigsfelde hilft die Absenkung um zwei Stunden zum Januar 2022 auch im Hinblick auf die geplante Blockpause für den Umbau für den E-Sprinter im Jahr 2023.
„Trotz aller Unkenrufe haben wir es auch bei Mercedes in Ludwigsfelde geschafft, die 35-Stunden-Woche zu vereinbaren“, sagte Tobias Kunzmann, Erster Bevollmächtigter der Geschäftsstelle Ludwigsfelde. „Das ist ein Beispiel für die Flugzeugindustrie in Brandenburg und andere Konzerntöchter des Daimler-Konzerns. Gute Bezahlung mit fairen Arbeitszeiten gibt es nur mit einer starken Mitbestimmung und einem Tarifvertrag.“
„Mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung endet mit dieser Betriebsvereinbarung endlich auch dieses Kapitel der Ungleichbehandlung. Dafür haben wir lange gekämpft und das war überfällig“, sagte Thomas Rackwitz, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Mercedes in Ludwigsfelde.