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IG Metall: Alstom-Management muss Hinhaltetaktik beenden

23.02.2023 | Im Streit um den geplanten Stellenabbau beim Schienenfahrzeugbauer Alstom ist keine Lösung in Sicht. Nach über einem Jahr Verhandlungen, begleitet von massiven Protestaktionen der Belegschaften, ist auch die jüngste Runde gescheitert. Während die Arbeitnehmervertreter längst konstruktive und zukunftsfähige Alternativen zum geplanten Kahlschlag vorgelegt haben, hält die Arbeitgeberseite weiter an ihren Plänen fest: Entlassungen und zudem umfangreiche Lohnkürzungen bei den Beschäftigten. Das weisen Betriebsrat und IG Metall entschieden zurück. Sie fordern das Alstom-Management auf, seine Hinhaltetaktik zu beenden, endlich tragfähige Lösungen für die deutschen Werke zu entwickeln und einen Tarifvertrag zu vereinbaren, der Perspektiven für die Zukunft eröffnet.

Die Alstom-Beschäftigten fordern eine klare Zukunftsperspektive ein. (Bild: Igor Pastierovic)

Jürgen Kerner, für die Bahnindustrie zuständiges Vorstandsmitglied der IG Metall:
„Ohne eine starke Bahnindustrie und ihre klugen Köpfe wird die Verkehrswende nicht gelingen. Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir attraktive Engineering- und Fertigungsarbeitsplätze. Das geht nicht mit Lohnkürzung und fehlender Zukunftsperspektive. Diese falsche Weichenstellung ist für die IG Metall keine Option. Wir erwarten von Alstom ein klares Bekenntnis zum Bahnstandort Deutschland und zur eigenen Belegschaft.“

Jochen Homburg, Verhandlungsführer IG Metall:
„Nach über einem Jahr intensiver Verhandlung ist überdeutlich, dass auf Alstom-Seite Entscheidungen fallen müssen, die von der aktuellen Verhandlungsgruppe nicht getroffen werden. Wir brauchen deshalb die Einbindung eines Managements, das befugt ist zu entscheiden. Zukunft wird aus Mut gemacht.“

René Straube, Gesamtbetriebsratsvorsitzender Alstom:
„Es ist für uns ein Ding der Unmöglichkeit, Zugeständnisse ohne klare Zukunftsaussagen zu machen, wie sich das Alstom vorstellt. Das wird auf keinen Fall funktionieren. Wo Zukunft draufsteht, muss auch Zukunft drin sein. Wir wollen das Unternehmen nachhaltig besser machen.“

Stefan Lüer, stellvertretender Gesamtbetriebsratsvorsitzender Alstom:
„Den deutschen Werken sollte eine faire Auslastung zugestanden werden. Nur ausgelastete Werke können auch wirklich produktiv arbeiten. Es ist ein Unding, dass hier gewonnene Aufträge, oftmals komplett im Ausland gefertigt werden. Wir fordern einen echten Local Content für die deutschen Standorte bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen. Denn nur das ist fair und wettbewerbsgerecht.“

Zum Hintergrund:

Das Deutschland-Management hatte im Dezember 2021, zehn Monate nach der Übernahme von Bombardier Transportation durch Alstom, ein groß angelegtes Programm zur Stellenkürzung angekündigt, da in den betroffenen Standorten angeblich eine strukturelle und langfristige Unterauslastung bestehe. Gesamtbetriebsrat und IG Metall konnten daraufhin mit Hilfe externer Expertise belegen, dass sich die angestrebte Einsparsumme auch durch Produktivitätssteigerungen realisieren lässt. Unter dem Motto „besser statt billiger“ legten sie ein Konzept vor, das die Standorte wettbewerbsfähig macht, anstelle sie fantasielos kaputtzusparen. Darüber hinaus zeigte sich die Arbeitnehmerseite zu Zugeständnissen bereit: Für den Fall, dass die Produktivitätsziele nicht erreicht würden, sollte die entstehende Lücke mit objektiv zu messenden und gemeinsam zu kontrollierenden Beiträgen der Beschäftigten ausgeglichen werden. Dies wurde vom Management abgelehnt.

Von: ms

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