11.01.2022 | Die Belegschaft im Zahnradwerk Pritzwalk dringt auf einen Tarifvertrag – bislang verweigert die Geschäftsführung die Zustimmung. Der IG Metall-Vorstand in Frankfurt am Main hat daher nun grünes Licht für eine Urabstimmung gegeben. Bei einem kurzfristig vereinbarten Treffen hat die Geschäftsführung noch die Gelegenheit, die Eskalation abzuwenden.
Die IG Metall ist bereit, im Konflikt über einen Tarifvertrag für die Beschäftigten in die nächste Stufe einzutreten. Am Dienstag, 11. Januar 2022, erteilte der Vorstand auf Vorschlag von Birgit Dietze, Bezirksleiterin der IG Metall in Berlin-Brandenburg-Sachsen, die Genehmigung für eine Urabstimmung im Zahnradwerk Pritzwalk. Sollten bei dieser Urabstimmung mehr als drei Viertel der IG Metall-Mitglieder im Zahnradwerk für einen unbefristeten Arbeitskampf votieren, werden die Beschäftigten anschließend auf unbestimmte Zeit die Arbeit niederlegen.
Noch hat die Geschäftsführung eine Gelegenheit, die Verschärfung der Auseinandersetzung zu verhindern. Für Freitag ist ein erstes Treffen mit der IG Metall vereinbart. Zuvor hatte sich die Geschäftsführung monatelang geweigert, mit der IG Metall über einen Tarifvertrag zu verhandeln, obwohl die Beschäftigten dies eindringlich fordern. Sechsmal hat die Belegschaft in den vergangenen Monaten bereits die Arbeit niedergelegt, bei ihrem bisher letzten Warnstreik am 6. Dezember 2021 sogar für 24 Stunden. „Noch hat die Geschäftsführung die Möglichkeit, ihre bisherige Verweigerungshaltung endlich aufzugeben und sich mit der IG Metall an den Verhandlungstisch zu setzen“, erklärt IG Metall-Verhandlungsführerin Anne Borchelt. „Wir sind jederzeit zu Gesprächen bereit – auch kurzfristig. Die Vermeidung einer weiteren Zuspitzung des Konflikts liegt allein in den Händen der Geschäftsführung.“
Urabstimmung kann schnell kommen - falls erforderlich
Einen genauen Termin für die mögliche Urabstimmung nennt Borchelt noch nicht. Die Urabstimmung werde „sicherlich zeitnah“ durchgeführt werden, sollte es am Freitag nicht doch noch zu einer substanziellen Verständigung über ernsthafte Gespräche zu einem Tarifvertrag mit der Gewerkschaft kommen. „Die Geschäftsführung sollte allerspätestens jetzt erkannt haben, dass es die Belegschaft mit ihrer berechtigten Forderung nach einem Tarifvertrag sehr ernst meint“, sagt Borchelt.
Sie appelliert in Richtung Geschäftsführung: „Nehmen sie ihre Belegschaft endlich ernst und lassen sie uns miteinander konstruktiv über ein Lösungsmodell reden, das die betriebliche Realität des Unternehmens berücksichtigt und zur Situation passt. Unser Vorschlag für einen fairen Zukunfts-Tarifvertrag bietet sowohl für die Beschäftigten als auch für den Arbeitgeber eine langfristige Planungssicherheit.“