27.10.2021 | Mehr als 10 000 IG Metall-Mitglieder im Zwickauer VW-Werk sind seit dem 27. Oktober zur Urwahl aufgerufen. Bis zum 11. November haben sie die Möglichkeit, ihre Wunschkandidatinnen und -kandidaten für die Betriebsratswahl zu bestimmen – vor Ort in den einzelnen Bereichen oder auch online.
„Das ist gelebte Demokratie im Betrieb. Mit der Urwahl und der aktiven Beteiligung aller Mitglieder an der Listenaufstellung haben wir die richtige Antwort auf den Wunsch vieler Kolleginnen und Kollegen nach einer stärkeren Mitbestimmung gefunden“, sagt Thomas Knabel, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Zwickau. „Dieser Prozess ist für alle neu und aufregend, aber wir haben keine Zweifel daran, dass unsere Kolleginnen und Kollegen eine gute und richtige Wahl treffen und unser Wahlvorschlag durch die demokratische Aufstellung eine noch höhere Akzeptanz finden wird.“
Die Urwahl funktioniert im Prinzip wie eine Vorwahl. „Bisher wurde die Reihenfolge der Kandidatinnen und Kandidaten für die IG Metall-Liste zur Betriebsratswahl durch die Vertrauensleute bestimmt. Da bis zur letzten Betriebsratswahl 2018 keine weitere Wahlvorschlagsliste eingereicht wurde, konnten die Beschäftigten im Fahrzeugwerk aus der Vorschlagsliste der IG Metall ihre Wunschkandidatinnen und -kandidaten persönlich wählen“, erklärt Alrun Fischer, die zuständige Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Zwickau. „Mit der Einreichung einer weiteren Liste bei der BR-Wahl 2018 wurde den Beschäftigten diese Möglichkeit genommen, weil dadurch nur noch eine der beiden Listen zur Wahl stand. Durch die Urwahl kann jetzt jedes Gewerkschaftsmitglied bei VW schon im Vorfeld mitentscheiden, wer zur Betriebsratswahl März 2022 auf welchem Listenplatz aufgestellt wird.“
Die Ergebnisse aus den einzelnen Bereichen werden dann proportional zur Anzahl der Beschäftigten in einer Gesamtliste berücksichtigt. „Der Bereich Montage ist zahlenmäßig am größten, hier können sich also auch die meisten Kandidierenden aufstellen. Aber auch kleinere Bereiche wie der Werksservice sollen auf diese Weise im Betriebsrat vertreten sein“, so Alrun Fischer.
Demokratie im Betrieb bedeutet in diesem Fall aber vor allem auch: Logistik. Denn vergleichbar zu einer politischen Wahl hat jedes Gewerkschaftsmitglied bei Volkswagen Zwickau im Vorfeld eine Wahlbenachrichtigung erhalten. Wie im Wahllokal auch muss diese vorgelegt werden, um dann den eigentlichen Stimmzettel zu erhalten.
„Der Aufwand ist enorm. Aber das ist es uns wert. Unter unseren Kolleginnen und Kollegen gibt es einen großen Wunsch danach, ihre Betriebsräte persönlich wählen zu können. Das war bei der letzten Betriebsratswahl aufgrund der erstmaligen Listenwahl bei uns im Fahrzeugwerk nicht möglich. Mit der Urwahl haben wir nun eine Lösung für den großen Wunsch vieler IG Metall-Mitglieder nach einer Personenwahl gefunden“, sagt Jan Andrä, Vertrauenskörperleiter im VW-Fahrzeugwerk.
Die Auszählung der abgegebenen Stimmzettel und eingereichten Online-Stimmen erfolgt ab dem 13. November. Die Ergebnisse werden dann zwei Tage später durch die Vollversammlung der Vertrauensleute bestätigt und am 15. November bekannt gegeben.
Die Spitzenkandidaten wurden durch die rund 400 Vertrauensleute bereits im September im Rahmen einer Vertrauensleutevollversammlung bestimmt: Betriebsratsvorsitzender Jens Rothe und seine Stellvertreterin Mandy Anding wurden in geheimer Abstimmung auf Platz eins und zwei der IG Metall-Liste gewählt.