30.08.2022 | Eine Nullrunde hätten die Arbeitgeber gerne. Aber mit uns werden sie die nicht bekommen – das machten die Metallerinnen und Metaller auf der Sitzung der Tarifkommissonen für Berlin, Brandenburg und Sachsen in Schönefeld deutlich. Acht Prozent mehr – die Forderung der IG Metall steht. Und sie ist „super gut begründet", wie Bezirksleiterin Irene Schulz betonte.
Keine Frage: Die Zeiten sind nicht einfach. Die politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen sind groß. Irene Schulz nannte in ihrer Präsentation die kritischen Punkte. Die Covid-Pandemie ist genauso wenig vorbei wie das Lieferketten-Problem. In vielen Betrieben fehlen wichtige Teile, die für die Produktion unverzichtbar sind. Im Krieg in der Ukraine ist keine Lösung absehbar. Energie bleibt knapp und damit teuer. Die Inflation ist hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Und dann gibt es auch noch Arbeitgeber wie Siemens Energy oder Alstom, die mit Verlagerung und dem Abbau von Arbeitsplätzen drohen. „Auch in diesen Zeiten können es Arbeitgeber nicht lassen, Standorte anzugreifen", sagte Irene Schulz. „Das ist ein Skandal und das werden wir als IG Metall nicht zulassen."
Doch all das ist kein Grund für Verzagtheit, betonte die Bezirksleiterin. Denn die Wirtschaft wächst weiter. Alle Prognosen gehen von einem Wachstum in diesem und auch im nächsten Jahr aus. Ein guter Tarifabschluss ist wichtig, um den privaten Konsum zu stärken. „Der private Konsum ist der Motor für die Konjunktur. Wenn er einbricht, haben wir noch ganz andere Probleme in den Betrieben." Und: Die Unternehmen machen immer noch gute Gewinne. Die Metall- und Elektroindustrie in ihrer Gesamtheit erzielt stabile und gute Erträge. Mit Blick auf die Forderung vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall nach einer Nullrunde stellte Irene Schulz klar: „Wir haben null Anlass für Zurückhaltung".
Die Metallerinnen und Metaller sind bereit für die Tarifrunde, das zeigte auch die anschließende Debatte in der Tarifkommission. Nicht in allen Betrieben läuft es nur rosig. Mehrere Aktive berichteten, wie sehr viele Beschäftigte in der aktuellen Lage mit den starken Preissteigerungen und anderen Erschwernissen unter Druck stehen. Doch gerade für solche Situationen ist die IG Metall da und wird auch diese Tarifrunde aktiv und offensiv angehen. Und in den meisten Betrieben haben die Kolleginnen und Kollegen große Lust auf die nächste Tarifrunde – die Mobilisierung läuft. Aus der Region Chemnitz/Zwickau wird am 10. September im Auftrag der IG Metall ein Sonderzug mit mindestens 500 Passagieren nach Leipzig zum Tarifauftakt anrollen. Hier noch Stimmen aus der Debatte:
Thomas Rackwitz, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender Mercedes Benz Ludwigsfelde:
„Solange es dem Betrieb gut geht, soll es uns auch gut gehen. Für die Tarifauseinandersetzungen im Herbst kann ich sagen: Ludwigsfelde steht – davon bin ich felsenfest überzeugt.“
Marcus Blatter, Betriebsrat BMW-Werk Spandau:
„Die Kolleginnen und Kollegen sind bereit für die Tarifrunde. Sie spüren, dass Lebensmittel, dass Benzin, Strom und Gas ständig teurer werden. Beim BMW-Motorenwerk sind die Auftragsbücher voll. Der Laden brummt. Wir freuen uns auf den Tarifauftakt in Leipzig.“
Nico Morgan, Betriebsrat BMW-Werk Leipzig:
„Wir werden beim Tarifauftakt eine starke Mannschaft stellen. Unsere Demo wird auf große Resonanz stoßen. Die Arbeitgeber werden genau darauf schauen, was wir dort zusammenbringen. Daher müssen und werden wir am 10. September Stärke zeigen.“