24.11.2021 | Die zweite Tarifverhandlung für die sächsische Holz- und Kunststoffindustrie endete ergebnislos und ohne jeden Fortschritt. Während die Tarifrunde bundesweit nahezu abgeschlossen ist, haben die Arbeitgeber in Sachsen kein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt, die Tarifergebnisse der übrigen Bundesländer ignoriert und den Konflikt kräftig angeheizt.
„Statt eines Angebots boten sie eine dreiste Mogelpackung“, sagte Bodo Grzonka, Verhandlungsführer der IG Metall-Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Sachsen. „Die Ergebnisse der anderen Bundesländer haben sie ignoriert und als zu hoch abgelehnt. Altersteilzeit wollen sie gar nicht.“
Die Tarifergebnisse in den anderen Bundesländern bescheren den Beschäftigten der Branche eine Coronaprämie von rund 600 Euro und 5,9 Prozent mehr Geld in zwei Schritten. Auch für die Altersteilzeit oder zusätzlichen Gesundheitsschutz gibt es dort mehr in den Topf – mit rund 600 Euro pro Beschäftigtem etwa doppelt so viel wie bisher.
„Unsere Forderung, ein Abkoppeln gegenüber der übrigen Branche zu verhindern, haben die Arbeitgeber in der zweiten Verhandlungsrunde am 18. November ebenfalls abgelehnt“, berichtete Bodo Grzonka. „Stattdessen könnten sie sich vorstellen, einen Ausgleich mit den ausgehandelten Erhöhungskomponenten des TV-Demografie zu verrechnen.“
Die Reaktion der Tarifkommission fiel eindeutig aus: „Auf keinen Fall! In die linke Hosentasche rein – aus der rechten Hosentaschen raus? Nicht mit uns.“ Die Tarifkommission wies darauf hin, dass dieses „Angebot“ die Ungleichheit der Arbeitsbedingungen nicht verringern, sondern im Gegenteil eher vergrößern würde. Damit, so ihr Fazit, „wären die Sachsen weiterhin Beschäftigte zweiter Klasse.“
Die Tarifkommissionsmitglieder wiesen das Angebot der Arbeitgeber zurück. Das verhöhne alle Beschäftigten in Sachsen, „die in dieser schwierigen Zeit volle Leistung erbracht und die Produktion am Laufen gehalten haben. Die Beschäftigten haben ein Anrecht auf eine ordentliche Teilhabe am Erfolg der Unternehmen.“
Bodo Grzonka wies außerdem darauf hin, dass es schon aus eigenem Interesse der Arbeitgeber höchste Zeit sei, die Ungerechtigkeit eines weiteren Abkoppelns von den Einkommen der anderen Bundesländer zu beenden. „Immer mehr junge Leute machen einen Bogen um die Branche und Fachkräfte suchen sich einen anderen Job. Zugleich brauchen wir Lösungen für die älter werdenden Belegschaften.“
Die dritte Tarifverhandlung findet am 30. November statt. Bis dahin sollten sich die Arbeitgeber massiv bewegen, forderte Bezirkssekretär Bodo Grzonka, „sonst eskaliert der Konflikt. Die IG Metall stellt sich jetzt mit den Beschäftigten auf, denn wir werden und wollen Schluss machen mit den Billigtarifen in Sachsen.“
Die Beschäftigten sind bereit, um für Bewegung am Verhandlungstisch zu kämpfen. „Ohne Warnstreiks bewegt sich nichts“, so Bodo Grzonka, „das war auch in allen anderen Bundesländern so. Jetzt sorgen wir in den Betrieben für Bewegung und machen unseren Protest deutlich.“