12.09.2020 | "Gemeinsames Umsteuern ist das Gebot der Stunde", sagte Birgit Dietze, künftige IG Metall Bezirksleiterin in Potsdam. "Beschäftigungssicherung und gute Arbeitsbedingungen sind die Zauberworte für sozialen Zusammenhalt." Bei strahlendem Sonnenschein waren am dritten Aktionstag mehr als hundert Beschäftigte zu einer Kundgebung nach Potsdam gekommen.
"Transformation braucht vor allem Innovation und Investitionen", sagte Birgit Dietze in ihrer Rede. "Wir brauchen gezielte Investitionsanreize in grüne Technologien von Morgen, mit denen ein Umsteuern und gleichzeitig gute Arbeitsbedingungen möglich sind, mit Tarifverträgen und Entgelten, die nicht in Altersarmut führen, mit Arbeitsbedingungen, die nicht krank machen."
Dietze sprach in ihrer Rede die angekündigten Schließungsabsichten, den Personalabbau und die Sparprogramme der Unternehmen an. "Die Konzepte und Reflexe von Unternehmen sind schlicht", sagte sie. "Abbau von Arbeitsplätzen bei Conti, Vitesco, ZF, Bosch, MAN. Schaeffler, Siemens, Atos, Thales, BMW, Rolly Royce, Daimler, Thyssenkrupp - auch beim EKO Stahlwerk in Eisenhüttenstadt. Personal runter, Kosten runter. Die Rechnung ist sehr einfach, aber sie hilft nicht weiter."
Die IG Metall Geschäftsstellen Potsdam-Oranienburg und Ludwigsfelde hatten ein gutes Rahmenprogramm organisiert. Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall forderte in seiner Rede die Arbeitgeberverbände auf, ihre Blockadehaltung bei der Angleichung der Arbeitsbedingungen in Ost und West aufzugeben. "Das was sich die ostdeutschen Arbeitgeberverbände hier leisten, ist nicht nur eine Tragödie, es ist die größte Skandalgeschichte in dieser Gesellschaft. Seit Beginn der Einheit haben sie versucht, Ostdeutschland zum Experimentierfeld für Sozialabbau und Deregulierung und für Tarifdumping zu machen. Und sie wollen einfach nicht nachlassen."
Urban fand auch sehr klare Worte für alle, die ihre Enttäuschung und Wut derzeit mit Rechts und nach Rechts denken. "Ich bin kein Patriot. Ich bin Gewerkschafter und deswegen Internationalist. Aber wäre ich Patriot, würde ich mich schämen. Wer auf der Flamme von Zukunftsängsten und auf der Existenznot von Menschen seine braune Suppe kochen will, der meint es nicht gut mit seinem Land. Wer wirklich etwas verändern will, der macht das solidarisch. Wer es schlimmer machen will, der erzählt den Menschen Sündenbock-Geschichten und irgendwelche Verschwörungstheorien." Urban sprach eine Einladung an alle aus, bei der IG Metall mitzumachen. "Wer eine Wut hat wegen Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft, der komme zu uns. Der ist bei uns in der IG Metall und bei den deutschen Gewerkschaften gut aufgehoben. Wir machen ein Angebot: Kommt zu uns und lasst den Blödsinn mit Quer- oder Rechtsdenkern."
Neben Jörg Steinbach, Wirtschaftsminister des Landes Brandenburg, redeten auch Sonja Staack, stellvertretende Vorsitzende des DGB Berlin-Brandenburg und viele betriebliche Vertreterinnen und Vertreter aus der Region. Unter den Rednerinnen und Rednern aus den Betrieben waren unter anderen Carmen Bahlo, Betriebsratsvorsitzende bei ZF in Brandenburg an der Havel, David Schmidt, Betriebsratsvorsitzender bei Mahle Wustermark, Volkmar Pohl, Betriebsratsvorsitzender bei Bombardier in Hennigsdorf und Kollegen von Schaeffler in Luckenwalde. Mehr dazu auf den Internetseiten von Potsdam/Oranienburg und Ludwigsfelde, siehe unten. Viele betriebliche Kolleginnen und Kollegen aus Berlin und Brandenburg waren zur Unterstützung nach Potsdam gekommen.
Zum Fernsehbericht des rbb in der Sendung Brandenburg aktuell, 12. September, 19.30 Uhr
Weitere Informationen auch auf der Internetseite der IG Metall Potsdam-Oranienburg und der Internetseite der IG Metall Ludwigsfelde.