11.05.2020 | Bei Boryszew Oberflächentechnik Deutschland in Prenzlau geht infolge der Corana-Krise so gut wie gar nichts mehr. Das Kunststoffteile-Zulieferunternehmen beliefert die Automobilindustrie – und die läuft nach dem Stillstand in Deutschland erst langsam wieder an. Fast alle Beschäftigten bei Boryszew sind seit Ende März in Kurzarbeit. Der Betriebsrat hat es in den Verhandlungen mit der Geschäftsleitung geschafft, in dieser Krise eine für die Kolleginnen und Kollegen akzeptable Betriebsvereinbarung abzuschließen.
„Wir haben als Betriebsrat erreicht, in den Verhandlungen mit der Geschäftsführung eine Aufstockung des Kurzarbeitergelds von den gesetzlich vorgeschriebenen 60 Prozent auf 80 Prozent für alle Beschäftigten durchzusetzen, unabhängig davon ob sie Kinder haben oder nicht“, sagt Dennis Hoppe, Betriebsratsvorsitzender bei Boryszew in Prenzlau. „Außerdem konnten wir in der Betriebsvereinbarung einen Kündigungsschutz für sämtliche Kolleginnen und Kollegen festschreiben.“ Von den rund 260 Beschäftigten bei Boryszew in Prenzlau arbeiten derzeit nur noch einige wenige Kolleginnen und Kollegen in den Bereichen Personal und Controlling, so Hoppe: „Alle anderen sind auf Kurzarbeit Null.“
Die Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung dauerten lediglich anderthalb Wochen. „Angesichts der Tatsache, dass wir bei unserem Kampf für bessere Arbeitsbedingungen und gerechtere Bezahlung seit mehreren Jahren mit der Geschäftsführung oft sehr schwierige und langwierige Auseinandersetzungen haben, verliefen die Verhandlungen über die Betriebsvereinbarung in dieser Krisensituation kurioserweise recht unkompliziert“, sagt Hoppe. „Die IG Metall Ostbrandenburg war uns in den Verhandlungen ein starker Rückhalt.“
Jeden Mittwoch treffen sich Geschäftsführung, Abteilungsleiter und der Betriebsrat von Boryszew in Prenzlau, um über das Vorgehen in den kommenden Tagen zu beraten. „Wir können nur von Woche zu Woche schauen“, sagt Hoppe. „Wir sind von der Automobilindustrie abhängig. Deshalb können wir in der jetzigen Situation nur abwarten“, sagt Dennis Hoppe. „Erst wenn die Produktion in der Automobilindustrie wieder anläuft, können auch wir unsere Produktion schrittweise wieder hochfahren. Und wenn sich die allgemeine Lage wieder stabilisiert hat, werden wir weiter für bessere Arbeitsbedingungen und eine faire Bezahlung kämpfen.“
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