27.05.2021 | Die zweite Tarifverhandlung für die Beschäftigten im Kfz-Handwerk endete am 26. Mai ohne Ergebnis. Die IG Metall erläuterte den Arbeitgebern der Tarifgemeinschaft Mitteldeutsches Kraftfahrzeuggewerbe (TG MDK) in der rund vierstündigen Verhandlung ihre Forderungen und forderte sie auf, in der nächsten Verhandlung am 9. Juni konkrete Angebote auf den Tisch zu legen.
Die IG Metall fordert für die rund 37.000 Beschäftigten in Berlin-Brandenburg und Sachsen eine Erhöhung der Entgelte um vier Prozent und eine überproportionale Anhebung der Ausbildungsvergütungen bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Außerdem sollen noch offene Punkte aus der Tarifrunde 2019 geklärt werden, wie etwa die Fortsetzung der Übernahmeregelung oder gleiche Nachtschichtzuschläge.
„Trotz Coronakrise haben nahezu alle Betriebe im vergangenen Jahr ein gutes Werkstattgeschäft gemeldet, einige Unternehmen berichteten sogar über hervorragende Ergebnisse“, sagte Bodo Grzonka, Verhandlungsführer der IG Metall. „Die Beschäftigten mussten teilweise wegen der guten Auftragslage sogar Überstunden leisten. Da ist es mehr als recht und billig, dass sie, die die Profite mit ihrer Arbeit einfahren, auch daran beteiligt werden.“
Im Durchschnitt erwirtschaften die Kfz-Betriebe regelmäßig eine Umsatzrendite von 1,3 Prozent. 2020 betrug der Umsatz mit knapp 185 Milliarden Euro nur 0,5 Prozent weniger – trotz Lockdown und Kontaktbeschränkungen.
Damit das Kfz-Handwerk auch zukünftig für die junge Generation interessant bleibt, fordert die IG Metall für die Auszubildenden eine überproportionale Erhöhung der Auszubildendenvergütung. Die Auszubildenden im Kfz-Handwerk sind finanziell deutlich schlechter gestellt als junge Menschen in anderen Ausbildungsberufen. „Nur wenige Azubis erhalten im ersten Jahr noch weniger als angehende Kfz-Mechatroniker“, erklärte Bodo Grzonka. „Das macht den Beruf schon in der Ausbildung wenig attraktiv für junge Menschen. Dabei sollten die Unternehmen selbst daran interessiert sein, Fachkräfte auszubilden, die gut qualifiziert und darüber hinaus zufrieden mit ihren Vergütungen sind. Wenn die jungen Menschen jedoch feststellen, dass alle anderen schon in der Ausbildung mehr verdienen und sie danach in der Industrie deutlich bessergestellt sind, berauben sich die Unternehmen selbst der so dringend notwendigen Fachkräfte.“ Eine Videobotschaft der Auszubildenden von BMW in Leipzig untermauerte die Forderung der IG Metall in der Verhandlung mit den Arbeitgebern eindrucksvoll.
Die Verhandlungen werden am 9. Juni fortgesetzt. „Wir erwarten, dass die Arbeitgeber zu diesem Termin ein konkretes Angebot auf den Tisch legen, über das verhandelt werden kann“, betonte Bodo Grzonka. „Die Beschäftigten jedenfalls sind bereit, kreativ für ihre berechtigten Forderungen zu kämpfen. Unter Coronabedingungen sind sie nicht nur arbeitsfähig, wie sie im vergangenen Jahr eindrucksvoll bewiesen haben, sondern auch kampffähig. Das werden sie notfalls ebenfalls unter Beweis stellen.“