Angleichung Arbeitszeit Ost

35 reicht! Beschäftigte demonstrieren auch am fünften Aktionstag Entschlossenheit

10.05.2019 | Die Beschäftigten in der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie haben auch am Freitag, 10. Mai, nicht locker gelassen und sich mit Einfallsreichtum an der Aktionswoche der IG Metall beteiligt. Tenor: Wir lassen nicht locker, bis wir die Angleichung der Arbeitszeit Ost erreicht haben.

Klares Signal Richtung Arbeitgeber: Ab jetzt lautet das Motto der Kolleginnen und Kollegen bei Bombardier in Hennigsdorf am Ende jeder Arbeitswoche: "Freitags sehen wir rot." Foto: IG Metall

Bei Siemens Mobility in Berlin ging es am Freitag nicht nur sprichwörtlich um die Wurst.

Heiß und begehrt, nicht nur die Wurst in der aktiven Mittagspause, sondern auch die 35. Fotos (2): IG Metall

"Freitags sehen wir rot!" So lautete das Motto der Protestaktion bei Bombardier am Standort Hennigsdorf. Stephan Bischof, Betriebsratsmitglied, kündigte an, wie das Motto zu verstehen ist. "Ab jetzt tragen die Kolleginnen und Kollegen jeden Freitag das rote T-Shirt zur 35-Stundenwoche, um Zeichen zu setzen, dass fast 30 Jahre nach Mauerfall auch die Mauer zwischen Ost und West bei der öffentlichen Arbeitszeit fallen muss."

Vor der Veranstaltung waren IG Metall-Vertrauensleute durch die Produktionshallen gelaufen und hatten die Kolleginnen und Kollegen mit den roten Aktion-T-Shirts beschenkt. Die nahmen die Geschenke freudig an und zogen sie auch gleich über.

Bei Siemens Mobility in Berlin ging es am Freitag nicht nur sprichwörtlich um die Wurst. Zum zweiten Frühstück gab es Würstchen für die Kolleginnen und Kollegen. Kulinarisch hatten sich die Aktiven bei Siemens Mobility der Aktionstage in dieser Woche angenommen. Auf der Speisekarte standen "tägliche Gerichte" (Aktionen), die die Arbeitgeber daran erinnern sollten, dass es höchste Zeit ist, die nach wie vor bestehende Tarifmauer endlich einzureißen.

Die IG Metall verhandelt derzeit mit den Arbeitgebern der Metall- und Elektroindustrie über die Angleichung der Arbeitszeit. In der dritten Runde am Freitag, 3. Mai, in Magdeburg hatte es keinen Durchbruch gegeben. Die IG Metall will eine verbindliche Regelung zu einer Verkürzung der Arbeitszeit erreichen. Dafür braucht es einen Tarifvertrag mit klar definierten Zeiträumen zur Absenkung der Arbeitszeit. Das Modell der IG Metall sieht vor, dass die Arbeitszeitverkürzung bis 2030 in allen tarifgebundenen Betrieben komplett umgesetzt sein muss. Der Tarifvertrag soll einen Einführungskorridor mit Bandbreitenmodell regeln. „Dieses Modell enthält bereits weitgehende Kompromisslinien und damit ein deutliches Angebot an die Arbeitgeber“, sagte Olivier Höbel, Bezirksleiter im IG Metall-Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen. „Es kommt für uns nicht in Frage, die Regelung der Arbeitszeit ausschließlich an die Betriebsparteien zu delegieren.“

Dem Vorhaben der Arbeitgeber aus der Arbeitszeitverkürzung eine dauerhafte bezahlte Verlängerung der Wochenarbeitszeit zu machen, hat die Gesprächskommission eine klare Absage erteilt. „Die Arbeitgeber müssen sich jetzt bewegen und die Signale der Belegschaften ernst nehmen“, sagte Olivier Höbel.

Das nächste Gespräch mit den Arbeitgebern findet am 21. Mai in Berlin statt. „Bis dahin erwarten wir einen konstruktiven Vorschlag, um das gemeinsame Ziel einer Einigung im ersten Halbjahr zu ermöglichen“, so Olivier Höbel. Gleichzeitig stellte er aber auch unmissverständlich klar: „Eine Einigung um jeden Preis wird es mit uns nicht geben.“

An den Aktionstagen für die Angleichung der Wochenarbeitszeiten in Ostdeutschland an den Westen haben sich zwischen dem 6. und 10. Mai Kolleginnen und Kollegen aus mehr als 20 Betrieben in Berlin, Brandenburg und Sachsen beteiligt.

 

Von: kk

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