Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie

„Angleichung jetzt!“ – Beschäftigte kämpfen weiter für ihre Gleichbehandlung

20.04.2021 | Die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie im Bezirk haben den Druck am 20. April erhöht. Mit einem ganztägigen Warnstreik bei BMW in Leipzig, einer Menschenkette der Alstom-Kolleginnen und Kollegen in Hennigsdorf und einer Kundgebung der Vitesco-Beschäftigten in Limbach-Oberfrohna haben sie deutlich demonstriert, dass sie die Verweigerungshaltung der Arbeitgeber in der laufenden Tarifrunde nicht tolerieren.

Eine Menschenkette für die Angleichung: Die Beschäftigten von Alstom in Hennigsdorf stehen zusammen. Geschlossen unterstützen sie die Forderung der IG Metall nach einem Tariflichen Angleichungsgeld. Fotos (3): Volker Wartmann

Klare Botschaft Richtung Arbeitgeber

Mehr als einen halben Kilometer zieht sich die Menschenkette rund um das Werksgelände in Hennigsdorf.

Stillstand ab 6 Uhr in der Früh bei BMW in Leipzig: Die Beschäftigten folgten dem Aufruf der IG Metall zum ganztägigen Warnstreik. Foto: IG Metall

Immer wieder dienstags: Warnstreik der Kolleginnen und Kollegen von Vitesco Technologies in Limbach-Oberfrohna ...

... aus gutem Grund: für die Angleichung! Fotos (2): Igor Pastierovic

Seit 6 Uhr herrscht Stillstand bei BMW in Leipzig. Was die Arbeitgeber am Verhandlungstisch können, das können Metallerinnen und Metaller auch – für Stillstand sorgen – allerdings nur hinter den Werktoren. Und das für einen ganzen Tag. Denn die IG Metall Leipzig hatte die Kolleginnen und Kollegen zum ganztägigen Warnstreik aufgerufen, nachdem die Arbeitgeber am 19. April auf ihrem Standpunkt beharrten und keinerlei Bewegung gezeigt hatten, sich ihrer sozialen Verantwortung zu stellen. Sie wollen die Ungleichbehandlung der Beschäftigten in Ostdeutschland auch mehr als 30 Jahre nach der Deutschen Einheit fortführen und die Arbeitsbedingungen nicht an die des Westens angleichen. Verhandlungen über das von der IG Metall geforderte Angleichungsgeld lehnen sie weiter ab.

Mehr Infos gibt es auf der Homepage der IG Metall Leipzig.

In der Vorwoche hatte der sächsische Arbeitgeberverband (VSME) sogar versucht, per einstweiliger Verfügung weitere Warnstreiks zu verbieten. Ihr zwischenzeitlicher Erfolg beim Arbeitsgericht Leipzig hatte allerdings keine 24 Stunden Bestand. Das Landesarbeitsgericht in Chemnitz kassierte die Entscheidung in der Berufungsverhandlung gleich wieder ein. Die Forderung der IG Metall nach einem Tariflichen Angleichungsgeld ist rechtmäßig, Arbeitskampf um diese Forderung mithin erlaubt.

Immer wieder dienstags … bei Vitesco Technologies
Mit Abstand, Anstand und vor allem ganz viel Wut im Bauch legten rund 200 Beschäftigte von Vitesco Technologies in Limbach-Oberfrohna am Morgen ihre Arbeit vorübergehend nieder. Es war bereits der dritte Dienstag, an dem sich die Metallerinnen und Metaller zum Warnstreik trafen, weil die Arbeitgeber so unbeweglich sind und sie weiter wie Menschen zweiter Klasse behandeln. „Ihr seid im doppelten Sinne mit Abstand die besten Kolleginnen und Kollegen. Auf Euch kann man sich verlassen", rief Mario John, Erster Bevollmächtigter, den Warnstreikenden  auf der Kundgebung zu. „Ihr liefert in Eurem Job. Und Ihr liefert in dieser Tarifrunde. Das Thema Angleichung muss jetzt endlich auf den Verhandlungstisch. An diesem Punkt Verhandlungen gänzlich zu verweigern, ist von den Arbeitgebern stillos. Gegen das Streikrecht zu klagen, ist ein Affront gegen die Beschäftigten und obendrein nicht lösungsorientiert.“

Weitere Informationen und Fotos vom Warnstreik in Limbach-Oberfrohna finden sich auf der Internetseite der IG Metall Chemnitz.

Menschenkette in Hennigsdorf
Mit einer mehr als 500 Meter langen Menschenkette demonstrierten rund 200 Beschäftigte von Alstom (ehemals Bombardier) in Hennigsdorf – coronakonform mit Abstand – Geschlossen- und Entschlossenheit. „Es ist längst überfällig: Angleichung Jetzt!“ ist auf Bannern zu lesen, was ihnen in dieser Tarifrunde besonders unter den Nägeln brennt.

„Es ist ein absoluter Skandal, dass sich ein Arbeitgeberverband aufmacht und vor einem Gericht versucht, einen Tarifkonflikt zu beerdigen. Einen Konflikt, den sie selbst nicht lösen wollen. Und das seit über 30 Jahren“, sagte Anne Borchelt, die für Alstom zuständige Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Oranienburg. „Genau deswegen müssen wir ihnen heute zeigen: Nicht mit uns! Wir fordern das Tarifliche Angleichungsgeld. Wir fordern es jetzt. Wir fordern es hier. Es ist längst überfällig. Es ist eine Frage der Gerechtigkeit.“

An die Adresse des Arbeitgeberverbands Berlin-Brandenburg (VME) gerichtet, mit dem die IG Metall am Donnerstag, 22. April, zur vierten Tarifverhandlung in der laufenden Tarifrunde zusammenkommt, erklärte Anne Borchelt: „Wir fordern, dass der Arbeitgeberverband am kommenden Donnerstag endlich in konstruktive Verhandlungen zur Frage des Tariflichen Angleichungsgeldes eintritt. Wir fordern die Arbeitgeber auf, endlich ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen. Deswegen stehen wir heute hier. Deswegen gehen wir in die ganztägigen Warnstreiks in unserem Bezirk. Und deswegen kommen wir zur Not auch nächste Woche noch mal hier zusammen.“

Mehr zur Menschenkette und weitere Fotos gibt es auf der Internetseite der IG Metall Oranienburg.

Forderungen der IG Metall
Die IG Metall fordert ein Volumen von 4 Prozent für Entgelterhöhungen oder zur Beschäftigungssicherung. Außerdem geht es um Zukunftstarifverträge, um die Transformation zu gestalten, und tariflich verbesserte Übernahmeregeln für Ausgebildete.

Dazu fordert die IG Metall im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen für die rund 290.000 Beschäftigten (110.000 in Berlin-Brandenburg und 180.000 in Sachsen) ein Tarifliches Angleichungsgeld, damit 30 Jahre nach der Wiedervereinigung endlich Schluss ist mit der Ungleichbehandlung der Beschäftigten in Ost und West.

„Die IG Metall hat die Forderung nach dem Tariflichen Angleichungsgeld im Rahmen ihrer Gesamtstrategie bewusst nur in Berlin-Brandenburg und Sachsen aufgestellt. Daher sind die jetzt erfolgenden Pilotübernahmen in anderen Tarifgebieten keine Referenz“, sagt Birgit Dietze, Verhandlungsführerin und Bezirksleiterin der IG Metall in Berlin-Brandenburg-Sachsen. „Das von den Arbeitgebern auch in der vierten Tarifverhandlung in Sachsen wiederholte Nein zum Tariflichen Angleichungsgeld befördert die in den Belegschaften bereits bestehende Empörung.“

 

Von: tt

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