Angleichung Arbeitszeit Ost

Mit 16 Millionen Stunden in Vorleistung – zweiter Aktionstag zur Angleichung

07.05.2019 | Es herrscht Unruhe in den Betrieben der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie. Die Belegschaften machten sich auch am zweiten Tag der Aktionswoche kraftvoll für die Angleichung der Arbeitszeit im Osten an das West-Niveau stark.

16 Millionen Stunden in Vorleistung gegangen: Die VW-Beschäftigten haben gerechnet. Für sie steht fest: 35 und zwar jetzt! Fotos: IG Metall

Aktion bei Mahle in Wustermark

35 reicht! Mit Aktions-T-Shirts bekundeten Betriebsräte aus Ost-Berliner Betrieben, dass die Arbeitszeitmauer endlich fallen muss. Foto: Christian von Polentz/transitfoto.de

Bei VW in Zwickau kamen am Dienstag, 7. Mai, 200 Vertrauensleute zu einer Vollversammlung zusammen, um sich auf den aktuellen Stand der Verhandlungen zwischen IG Metall und Arbeitgebern zu bringen. Einhellige Meinung der Kolleginnen und Kollegen: Die Position der Arbeitgeber ist nicht hinnehmbar. Sie hatten am Freitag, 3. Mai, in der dritten Runde in Magdeburg statt Arbeitszeitverkürzung eine dauerhafte bezahlte Verlängerung der Wochenarbeitszeit ins Gespräch gebracht. „Nicht verhandelbar“, so der einstimmige Tenor der VW-Vertrauensleute, die sich überdies einig waren: „Auf dem Weg zur Gerechtigkeit lassen wir jetzt nicht mehr locker. Das muss jetzt endlich geklärt werden.“

Sie, so haben die Kolleginnen und Kollegen  bei VW errechnet, sind seit Gründung des VW-Werks in Sachsen im Dezember 1990 mit 16 Millionen Stunden in Vorleistung gegangen. „Diese Stunden schuldet uns das Unternehmen, höchste Zeit, dass die Schuld abgetragen wird“, so die Vertrauensleute.

Auch bei Mahle in Wustermark machten die Beschäftigten mit einer Aktion auf ihre Forderung aufmerksam. Mit einer weithin sichtbaren Protestaktion haben die Beschäftigten deutlich demonstriert, dass sie die Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 35 Stunden jetzt wollen – und nicht erst am Sanknimmerleinstag. Mit einer symbolischen Arbeitszeitmauer aus Plakaten machten sie ihrem Ärger über die seit 30 Jahren anhaltende Ungerichtigkeit Luft.  

„35-Stunden-Woche – in der Kürze liegt die Würze“ oder „35 reicht“ stand auf einigen der zahlreichen, großen Plakate, die die Beschäftigten bereits in den frühen Morgenstunden in einer langen Reihe auf dem Bürgersteig vor dem Werk aufgestellt hatten. "Die Wand aus Plakaten steht symbolisch für die Arbeitszeitmauer, die zwischen Ost und West noch immer besteht", erklärte Metaller David Schmidt. Bei einer anderthalbstündigen, gut besuchten zusätzlichen Betriebsversammlung trugen nahezu alle Beschäftigten Aktions-T-Shirts mit der Aufschrift "35 reicht".

Im Berliner IG Metall-Haus trafen sich Ost-Berliner Betriebsräte zu einer Infoveranstaltung. Auch sie ließen keinen Zweifel daran, wohin der Weg führen muss. Mit roten Aktions-T-Shirts bekundeten auch sie eindeutig, dass es höchste Zeit ist für die Angleichung der Arbeitszeit an den Westen. In einer Stadt, die jahrelang durch eine Mauer getrennt war, ist kein Platz mehr für eine Arbeitszeitmauer.

Die Botschaft der Beschäftigten, die auch am zweiten Aktionstag aus den Betrieben an die Adresse der Arbeitgeber gesandt wurde, lässt keinen Zweifel an der Entschlossenheit der Kolleginnen und Kollegen, sich für die Forderung nach Gerechtigkeit zu engagieren. „Die Arbeitgeber müssen sich jetzt bewegen und die Signale der Belegschaften ernst nehmen“, sagte Olivier Höbel, IG Metall-Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen.

Von: kk

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