24.09.2020 | In der vergangenen Woche hat das Daimler-Management intern Sparmaßnahmen für alle deutschen Werke verkündet und angekündigt, in die Motorenproduktion im Mercedes Benz-Werk Berlin nicht mehr investieren zu wollen. Steht das Werk vor dem Aus? Am 24. September informierten Betriebsrat und IG Metall die Beschäftigten in einer Betriebsversammlung über die Pläne des Managements.
Das Mercedes Benz-Werk Berlin ist das älteste produzierende Werk des Daimler-Konzerns und mit 2.500 Mitarbeitern einer der größten industriellen Arbeitgeber der Region Berlin-Brandenburg. Die Beschäftigten produzieren in Marienfelde auf 500.000 Quadratmetern Werksfläche Motoren, Motorenkomponenten und Getriebe. Berlin ist Teil der Powertrainwerke, zu denen auch Untertürkheim und Hamburg zählen.
"Wir befürchten das Schlimmste"
„Mit dem angekündigten Investitionsstopp für Berlin befürchten wir das Schlimmste“, sagte Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin. „Es scheint, als wenn das Unternehmen das Gelände aufgeben und meistbietend verscherbeln will. Das geht gar nicht. Hilfloser kann ein Management nicht agieren.“
Der Produktionsstandort Berlin steht für Effizienz und modernste Fertigung. 2017 hat das Fachmagazin Produktion das Berliner Werk als Fabrik des Jahres in der Kategorie Standortsicherung durch Digitalisierung ausgezeichnet. Innerhalb des Daimler-Konzerns gilt das Hauptstadt-Werk als Vorzeige-Fabrik: Berlin erzielt unter den Daimler-Standorten in Deutschland regelmäßig die Bestzahl in Qualität, Arbeitssicherheit und im kontinuierlichen Verbesserungsprozess.
Beschäftigungsgarantie ist Grundlage der Gespräche
„Es macht überhaupt keinen Sinn, ein dermaßen gut etabliertes Werk mit seinem ganzen Knowhow gezielt ausbluten lassen zu wollen. Dagegen werden wir uns mit allen Beschäftigten und mit der IG Metall zur Wehr setzen“, sagt Michael Rahmel, der Betriebsratsvorsitzende des Standortes in Marienfelde. „Wir haben eine Beschäftigungsgarantie bis 2030. Die ist Grundlage der Gespräche mit dem Management.“
Jan Otto appelliert an das Management, sich weiterhin fair und sozialpartnerschaftlich zu verhalten. „Viele Monate Corona-Kurzarbeitergeld einstreichen und gleichzeitig eine ganze Produktion stilllegen zu wollen, passt dazu nicht“, so Jan Otto weiter. „Klar ist, dass die Berliner Produkte auch weiterhin im Konzern gebraucht werden. Wir werden nicht zulassen, dass das Management klammheimlich Produktionslinien des Verbrennermotors nach Rumänien oder Polen verschiebt.“
Wir wollen Zukunft entwickeln
Er forderte das Management auf, nun dringend seine Hausaufgaben zu erledigen und gemeinsam mit Betriebsrat und IG Metall Zukunftsperspektiven für das Mercedes Benz-Werk-Berlin zu entwickeln: „Wir sind dazu bereit und haben jede Menge Ideen“, so der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Berlin.
„Die Ankündigung der schrittweisen Produktionsstilllegung ist auch das falsche industriepolitische Signal“, so Jan Otto weiter. „Es kann doch nicht angehen, das Tesla keine 50 Kilometer vom Mercedes Benz-Werk Berlin entfernt ein ganz neues Werk mit 10.000 Arbeitsplätzen baut und dem Daimler-Management fällt gleichzeitig nicht mehr ein, als vor der Zukunft zu kneifen und sein ältestes produzierendes Werk hier dicht machen zu wollen. Das ist verheerend für Deutschlands Premium-Automarke.“
Weitere Infos und Berichterstattung auf der Seite der IG Metall Berlin: