28.01.2020 | Die Mitglieder der Tarifkommissionen für die Metall- und Elektroindustrie in Berlin, Brandenburg und Sachsen sehen in der Tarifrunde 2020 die Chance, neben einer angemessenen Entgeltforderung die Herausforderungen einer Arbeitswelt im Wandel für die Beschäftigten zukunftsorientiert zu gestalten. Am 23. Januar diskutierten die Kolleginnen und Kollegen in Berlin entsprechende Forderungen für die anstehende Tarifrunde.
Dazu gehören: Beschäftigung durch betriebliche Zukunftstarifverträge sichern, Kaufkraft durch mehr Geld stärken, mehr Gerechtigkeit für die Beschäftigten in Ostdeutschland durch Angleichung an den Westen, ein Umwelt-Bonus für IG Metall-Mitglieder, ein Tarifvertrag für dual Studierende sowie die Übernahme von Fahrtkosten für alle Lernenden. Die wirtschaftliche Ausgangslage für die Tarifrunde ist differenziert.
Verglichen mit dem hohen Niveau der Vorjahre hat sich die Konjunktur in der Metall- und Elektroindustrie eingetrübt. »Von
Rezession zu sprechen, wäre derzeit unangemessen«, sagte Stefan Schaumburg, der neue IG Metall-Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen. »In vielen Betrieben haben wir derzeit noch eine hohe Auslastung.« Ziel der Tarifrunde ist es, die Zukunft zu gestalten.
In den Diskussionen wurde deutlich: Auch die Angleichung der Arbeitszeit im Osten hat für die Beschäftigten weiterhin höchste Priorität. Denn die Zukunft gestalten heißt für die Beschäftigten auch, einen Ausgleich für die höhere tarifliche Wochenarbeitszeit tariflich zu regeln. Stefan Schaumburg sagte: »Der Bezirk geht mit einer eigenständigen zusätzlichen Forderung für Ostdeutschland in die Tarifrunde. Ohne ein Ergebnis in der Angleichung der Arbeitszeit wird die Tarifrunde nicht beendet.«
Kommentar von Stefan Schaumburg, Bezirksleiter der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen:
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
am 24. Januar hat der Vorstand der IG Metall beschlossen, den Arbeitgeberverbänden ein »Moratorium für einen fairen Wandel« vorzuschlagen. Viele Kolleginnen und Kollegen erleben schon heute Personalabbau und Standortschließungen
als Kurzschlussreaktion von Arbeitgebern auf die Herausforderung der Transformation.
Damit finden wir uns nicht ab! Wir wollen berufliche Perspektiven für alle Beschäftigten! Daher dieser Vorschlag eines Moratoriums für fairen Wandel. Lassen sich die Arbeitgeber darauf ein, werden wir zügig in Verhandlungen eintreten. Wir sind verhandlungsbereit, wenn die Arbeitgeber auf alle Maßnahmen wie Personalabbau und Standortschließungen verzichten. Wir erklären uns im Gegenzug bereit, während der Friedenspflicht ein Zukunftspaket zu verhandeln.
Das bedeutet keinen Stillstand, weder am Verhandlungstisch noch in den Betrieben.
Wir werden die Zeit bis zum Ende der Friedenspflicht nutzen, die Arbeitgeber mit der Forderung der Belegschaften zu konfrontieren: Wir wollen Sicherheit und Perspektiven im Wandel! Sollten sich die Arbeitgeber nicht darauf einlassen
oder sich am Verhandlungstisch nicht bewegen, stehen wir vor einer harten Auseinandersetzung.
Daher müssen wir uns mit gleicher Sorgfalt – wie in jeder Tarifrunde – auch auf eine Zuspitzung vorbereiten.
Klar ist: Auch die Forderung der Angleichung der Arbeitszeit steht als ostdeutsche Forderung auf der Agenda dieser Tarifrunde.